
Stell dir vor, es ist das späte 19. Jahrhundert, und die Saalestadt Bernburg steht vor einer Revolution im Bildungswesen. Der visionäre Rektor Knorre, ein Mann mit einem unerschütterlichen Glauben an die Macht der Bildung, wurde 1882 damit beauftragt, das Schulwesen zu reformieren.
Die Anfänge: Eine Ära der Veränderung und Hoffnung
Stell dir vor, es ist das späte 19. Jahrhundert, und die Saalestadt Bernburg steht vor einer Revolution im Bildungswesen. Der visionäre Rektor Knorre, ein Mann mit einem unerschütterlichen Glauben an die Macht der Bildung, wurde 1882 damit beauftragt, das Schulwesen zu reformieren. Sein Traum war es, Schulen zu schaffen, die das Licht der Bildung in die Dunkelheit der Unwissenheit bringen sollten.
Die Geburt der Volksschule I
Der 20. März 1886 war ein Tag voller Hoffnung und Aufregung. Die Bürger von Bernburg strömten zusammen, um die Einweihung des neuen Schulgebäudes in der Karlstraße zu erleben. Dieses prächtige Gebäude, das heute als Franz-Mehring-Schule bekannt ist, sollte ein Leuchtturm des Wissens und der Erleuchtung werden. Mit der rasanten Industrialisierung, insbesondere durch die Sodafabrik, stieg die Bevölkerung sprunghaft an, und die Zahl der Schüler wuchs von 1.217 auf unglaubliche 2.426 Kinder innerhalb eines Jahrzehnts.
Unterricht und Disziplin
In dieser Ära war die Schule ein Ort strenger Disziplin. Körperliche Züchtigung war zwar erlaubt, doch fortschrittliche Pädagogen wie Rektor Knorre begannen, diese Methoden zu hinterfragen. Die Schulen sollten Orte sein, an denen Kinder durch richtige pädagogische Führung zu Gehorsam und Fleiß angehalten wurden. Die Regierungsverfügung von 1913, die körperliche Strafen auf extreme Ausnahmefälle beschränkte, markierte einen wichtigen Schritt in eine neue Richtung.
Die düsteren Jahre des Nationalsozialismus
Mit dem Aufstieg des Nationalsozialismus in den 1930er Jahren durchlebte das Schulwesen in Bernburg eine düstere und turbulente Phase. Schulen wurden zu Instrumenten der Ideologie, und die Kinder wurden in den Dienst des Regimes gestellt. Doch selbst in diesen dunklen Zeiten gab es Lichtblicke. Viele Lehrer, die das Wohl ihrer Schüler im Herzen trugen, kämpften tapfer darum, Bildung und Menschlichkeit zu bewahren.
Der Krieg und seine Auswirkungen
Der Ausbruch des Zweiten Weltkrieges brachte unvorstellbare Herausforderungen mit sich. Lehrer wurden in den Kriegsdienst eingezogen, Schulgebäude beschlagnahmt und Schüler für kriegsbedingte Aufgaben wie Altstoffsammlungen und Feldarbeit eingesetzt. Aber die Schulgemeinschaft in Bernburg zeigte bemerkenswerte Widerstandskraft und Durchhaltevermögen.
Die Befreiung und der Neubeginn
Mit dem Einmarsch der amerikanischen Truppen endete die nationalsozialistische Herrschaft abrupt. Das Schulgebäude, das während des Krieges als Lazarett gedient hatte, kehrte zu seinem ursprünglichen Zweck zurück. Lehrer und Schüler arbeiteten unermüdlich daran, den Unterricht wieder aufzunehmen und die Spuren des Krieges zu beseitigen. Der Anblick der Lehrer, die mühsam die zerstörten Schulmaterialien zusammenklaubten, zeugte von ihrem unerschütterlichen Willen, das Beste aus der Situation zu machen.
Der Wiederaufbau: Hoffnung und neue Herausforderungen
Der Wiederaufbau unter sowjetischer Besatzung ab Februar 1946 war eine Zeit voller Herausforderungen, aber auch voller Hoffnung. Die erste Lehrerkonferenz unter der Leitung des neuen Schulleiters Otto Backe am 3. August 1945 markierte den Beginn einer neuen Ära. Ein engagierter Elternbeirat, bestehend aus 24 Elternteilen, die sich aus den antifaschistisch-demokratischen Parteien SPD, CDU, KPD und LDP zusammensetzten, unterstützte die Schule tatkräftig.
Ein Schulalltag voller Hindernisse
Die Nachkriegszeit war geprägt von Mangel und Not. Die Lehrer sahen sich mit schrecklichen Gesundheitszuständen, Unterernährung und einem Mangel an Kleidung und Schulmaterialien konfrontiert. Trotzdem wurden Impfungen gegen Diphtherie und Scharlach, später auch gegen Tuberkulose, durchgeführt, und erholungsbedürftige Kinder wurden zur Genesung in Ferienlager geschickt. Der Kampf gegen die Läuseplage war ein tägliches Ringen, und die Lehrer mussten kreative Lösungen finden, um die fehlenden Schulbücher und Schreibwerkzeuge zu ersetzen.
Die Verwahrlosung der Jugend, die sich in Bandenbildung, Vandalismus und anderen Vergehen äußerte, war ein ernstes Problem. Die Polizei und das Jugendamt arbeiteten eng mit der Schule zusammen, um diese Herausforderungen zu bewältigen und den Jugendlichen eine Perspektive zu bieten.
Der Wandel in der Disziplin
Mit dem neuen Schuljahr 1946 wurde die körperliche Züchtigung endgültig verboten. Schulzucht und Disziplin blieben dennoch zentrale Themen. In regelmäßigen Lehrerkonferenzen wurden Maßnahmen besprochen, um Ordnung und Disziplin aufrechtzuerhalten. Übertretungen des Verbots wurden streng geahndet, um ein sicheres und unterstützendes Lernumfeld zu schaffen. Dies markierte den Beginn einer neuen Ära des Respekts und der Fürsorge im Umgang mit den Schülern.
Der unermüdliche Einsatz der Schulgemeinschaft
In den Jahren nach dem Krieg war die Schulgemeinschaft der Franz-Mehring-Schule eine Bastion der Widerstandskraft und des Engagements. Lehrer, Eltern und Schüler arbeiteten Hand in Hand, um die Schule wieder aufzubauen und den Kindern eine Zukunft zu bieten. Die Einführung von Fachkonferenzen, in denen Arbeitspläne für die einzelnen Fächer und Klassen erstellt wurden, half dabei, den Unterricht zu strukturieren und den Bildungsstandard zu heben.
Fazit: Ein Zeugnis von Widerstandskraft und Fortschritt
Die Geschichte des Schulwesens in Bernburg ist ein beeindruckendes Zeugnis von Widerstandskraft und Fortschritt. Von den frühen Tagen der Industrialisierung über die düsteren Jahre des Nationalsozialismus bis hin zum Wiederaufbau nach dem Krieg – die Franz-Mehring-Schule steht als Symbol für den unermüdlichen Einsatz für Bildung und die Zukunft der Kinder in Bernburg. Die Schule hat nicht nur die Stürme der Geschichte überstanden, sondern ist auch aus ihnen gestärkt hervorgegangen.
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