
Ministerpräsident Dr. Reiner Haseloff (3.v.l.) übergab gestern am Campus Köthen und in Kleinpaschleben Förderbescheide. Mit am Campus Köthen waren Wissenschaftsminister Prof. Dr. Armin Willingmann (1.v.r.) und die Präsidentin vom Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle, Dr. Mandy Pastohr (3.v.r.). Foto: Sascha Perten
Der Ministerpräsident des Landes Sachsen-Anhalt, Reiner Haseloff, hat gestern an die Hochschule Anhalt zwei Fördermittelbescheide für wichtige Projekte in der Region überreicht. Damit wird zum einen ein Konzept für ein neues Familienzentrum in Kleinpaschleben erarbeitet und zum anderen an der Hochschule Anhalt ein Akteurs-Netzwerk für regionale Unternehmen und Forschungsgruppen im Bereich der Algenbiotechnologie aufgebaut.
NEB Gesund.Zusammen.Leben - Familienzentrum Kleinpaschleben
Ein lang gehegter Wunsch der Bürgerinnen und Bürger von Kleinpaschleben erfüllt sich: Als eines der Strukturwandelprojekte wird aus der ehemaligen Grundschule im Ortskern ein Familienzentrum werden.
Die Hochschule Anhalt begleitet die Gemeinde Osternienburger Land vor dem Beginn der eigentlichen Planung als wissenschaftlicher und kreativer Partner mit dem Ziel, Wege aufzuzeigen, wie das 16.000 m² große Gebäude mit angrenzendem ehemaligen Schulgelände ökonomisch, ökologisch und sozial nachhaltig zu einem gemeinschaftlichen und zukunftsorientierten Zentrum für Jung und Alt umgenutzt und umgebaut werden kann.
Unterstützt wird diese Konzeptphase von der Initiative Neues Europäisches Bauhaus (NEB), die sich für eine neue Ästhetik und Kultur des Bauens einsetzt, die auf den Werten Nachhaltigkeit, Inklusivität und soziale Gerechtigkeit basiert. In Entwurfs-Reallaboren bringen die Fachbereiche Architektur, Facility Management und Geoinformation sowie Landwirtschaft, Ökotrophologie und Landschaftsentwicklung ihre Expertisen aus Städtebau und Architektur über Baukonstruktion, Bauklimatik und technische Gebäudeausrüstung bis hin zu Ökologie, Umweltschutz sowie partizipativer Prozessgestaltung ein.
Im vergangenen Sommersemester erarbeiteten 40 Studierende der Fachrichtungen Architektur und Landschaftsarchitektur mehr als 20 Entwürfe für das gesamte Areal, bestehend aus Schulgebäude mit Schulhof, Turnhalle und ehemaligem Schulgarten. Nach Präsentationen und Diskussionen mit Bürgerinnen und Bürgern und intensiver Auswertung dienen diese Entwurfsansätze nun als Ideen für die zu vergebenden Planungsleitungen an ein Architekturbüro. In einem gemeinsamen Planungsprozess wird sich die Hochschule Anhalt weiterhin mit Fragen der regenerativen Energiegewinnung, der ressourcenschonenden energetischen Sanierung und dem Umbau mit nachhaltigen Materialien beschäftigen. Parallel dazu werden erste sichtbare und motivierende Zeichen wie eine Mitfahrbank und Obstbaumpflanzungen auf dem Gelände realisiert. Das Land Sachsen-Anhalt fördert den Anteil der Hochschule Anhalt am Verbundprojekt mit 279.888 Euro.
„AlgaHub“ – Aufbau eines Akteurs-Netzwerk aus Unternehmen und Forschungsgruppen
Der zweite Förderbescheid, der gestern auch von Sachsen-Anhalts Wissenschaftsminister Prof. Dr. Armin Willingmann überreicht wurde, betrifft den Aufbau eines Akteurs-Netzwerks aus Unternehmen und Forschungsgruppen der Algenbiotechnologie. Das Projekt zielt darauf ab, die Kohleregionen Sachsen-Anhalts zu transformieren und zu stärken, indem es wissenschaftliches und technisches Know-how aus dem Kompetenzzentrum Algenbiotechnologie der Hochschule Anhalt transferiert und die Region vorantreibt. Das neue Netzwerk soll den Wissens- und Technologietransfer aus der Forschung stärken und so bestehende und neu gegründete Unternehmen der Algenbiotechnologie auf ihrem Wachstumsweg unterstützen. Dazu gehören Unternehmen wie die Algenfarm in Klötze, AlgaeCytes in Dessau-Rosslau und GICON in Bitterfeld-Wolfen. Alle drei Unternehmen sind bereits erfolgreich in der Algenbiotechnologie tätig. Darüber hinaus wird die Algenbiotechnologie auch in etablierten Unternehmen der Region wie dem SKW-Piesteritz eingeführt, um neue Möglichkeiten und Chancen zu erschließen. Die Bandbreite der möglichen Produkte aus Mikroalgen ist groß: von der energetischen Nutzung als "Algentankstelle" über die Nahrungsmittel- und Futtermittelbranche bis hin zu hochpreisigen Pharma- und Kosmetikprodukten. Um die industrielle algenbasierte Wirtschaft weiter zu stärken, werden auch Weiterbildungs- und Qualifizierungsmaßnahmen angeboten, um Fachkräfte auf den neuesten Stand zu bringen. Das Projekt wird aus Mitteln des STARK-Programms "Stärkung der Transformationsdynamik und Aufbruch in den Revieren und an den Kohlekraftwerkstandorten" des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz über einen Zeitraum von vier Jahren in Höhe von 1.734624,16 Euro gefördert.
Ministerpräsident Dr. Reiner Haseloff sagte: „Mit dem Strukturwandel wollen wir eine gute Zukunft für die Kohleregion und ihre Menschen gestalten. Wo Altes wegfällt, soll Neues entstehen. Die heutigen Förderbescheide stehen beispielhaft dafür. Mit dem neuen Familienzentrum in Kleinpaschleben investieren wir in die soziale Infrastruktur und schaffen Raum für Gemeinschaft und Zusammenhalt. Der Aufbau eines Netzwerks für Algenbiotechnologie fördert Wissenschaft und Forschung und eröffnet neue wirtschaftliche Perspektiven.“
Für Wissenschaftsminister Prof. Dr. Armin Willingmann bietet die Algenbiotechnologie große Chancen. „Algen sind derzeit zwar noch ein Nischenthema, das aber aufgrund der vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten enormes Wachstumspotenzial bietet. Die Hochschule Anhalt verfügt hier über hohe Expertise, die das neue Netzwerk noch stärker in die regionale Wirtschaft transferieren soll. Wenn wissenschaftliche Erkenntnisse und neue Forschungsergebnisse schnell und systematisch in ökonomischen Erfolg umgemünzt werden, kommt der Strukturwandel voran und die Menschen in der Kohleregion profitieren.“ Auch mit Blick auf das geplante Familienzentrum Kleinpaschleben leiste die Hochschule Anhalt wichtige Starthilfe: „Durch Einbeziehung der Hochschule entsteht auch hier ein echter Mehrwert für die Region. Typisch für angewandte Forschung!“, betonte Willingmann.
Der Hochschulpräsident Prof. Dr. Jörg Bagdahn sagte: „Die Projekte sind wichtige Schritte für die Zukunft unserer Region. Sie bieten die Chance, die Kultur und Gemeinschaft zu stärken und die Region wirtschaftlich weiterzuentwickeln, insbesondere durch die Kompetenz unserer Studierenden und Absolventinnen und Absolventen. Die Förderbescheide unterstreichen noch einmal wie bedeutend die Hochschule Anhalt als Treiber für Innovation und regionale Entwicklung ist.“
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