
Claudia Weiss aus Baaleberge, frisch gewählte Bundestagsabgeordnete der AfD, erlebt im politischen Betrieb eine ungeahnte Distanz – ihre ersten Eindrücke sind von Ernüchterung und Herausforderungen geprägt.
Politik - Ignoranz stachelt an
BERNBURG/AS. Die ersten Sitzungen des Bundestages sind für die Baalbergerin Claudia Weiss (Foto) ernüchternd verlaufen. Sogar von Enttäuschung spricht sie. Sie ist für die AfD in den Bundestag eingezogen. Dass es im Plenum zu harten Auseinandersetzungen kommen würde, damit hatte sie gerechnet. Auch mit dem rauen Ton habe sie keine Probleme. Dass der Verfassungsschutz die gesamte Partei als rechtsextremistisch einstuft, sei nicht überraschend, aber damit lebe man in Sachsen-Anhalt schon eine Weile. Für sie sei es eine zu oberflächliche Verallgemeinerung. Doch auf den Fluren herrsche eine Kälte, die ihr entgegenschlägt, die sie nicht erwartet habe. „Wir werden nicht einmal gegrüßt“, sagt Claudia Weiss und das empfinde sie schlicht als unhöflich. Das stachele aber umso mehr an.
Claudia Weiss hat etwas erreicht, was sie sich hatte nicht erträumen können. Sie ist für die AfD in den Bundestag eingezogen und dass in einem Wahlkreis, der nicht gerade ihr ureigenstes Terrain ist. Denn für die Baalbergerin ist die Nummer 67 ihr Heimatwahlkreis. Für den war aber Jan Wenzel Schmidt gesetzt und der gewann ihn auch, zog ebenfalls in den Bundestag ein.
Claudia Weiss wurde für den Wahlkreis 69, der Teile des Salzlandkreises umreißt und die Landeshauptstadt Magdeburg, nominiert und gewann ihn. „Damit hatte ich nicht gerechnet“, blickt sie zurück. Denn Großstädte sind nicht gerade Hochburgen der AfD.
Dass die Frau, die bei der Stadtratswahl Bernburg im vergangenen Jahr die meisten Stimmen holte und bei den Kreistagswahlen das zweitbeste Ergebnis einfuhr, weiterhin ihrer Heimatregion verbunden bleiben möchte, liegt für sie auf der Hand. Denn ihre Mandate will sie auf kommunaler Ebene beibehalten. „In der Bundestagsfraktion wurde beschlossen, dass die kommunalen Mandate in den sitzungsfreien Wochen wahrgenommen werden“, sagt sie. Viele andere Möglichkeiten bleiben nicht, denn Nachrücker gibt es im Fall des Stadtrates Bernburg nicht, denn zur Kommunalwahl waren weniger Kandidaten für die AfD angetreten, als sie später Sitze gewann. Der Platz würde also wegfallen, könnte Claudia Weiss das Mandat nicht mehr wahrnehmen. Sie wolle allerdings nicht den Kontakt zu den Menschen und den Problemen vor Ort verlieren.
Dabei liegen nicht nur die Aufgaben in den Ausschüssen des Bundestages an, sondern, Claudia Weiss ist auch zur Sprecherin der AfD-Landesgruppe Sachsen-Anhalt gewählt worden. Sie ist somit erste Ansprechpartnerin, wenn es um Belange der Abgeordneten aus Sachsen-Anhalt gehe. Im Landesverband habe man sich überlegt, wie man am besten dabei in der Region regelmäßig präsent sein könne, sagt Claudia Weiss. „Wir werden ein mobiles Abgeordnetenbüro haben. Damit fahren wir mit einem entsprechenden Fahrzeug über Land sowie in die Städte und bleiben örtlich flexibel“, gibt sie einen Ausblick, wie sich die Arbeit vor Ort gestalten soll.
Das könnte dich auch interessieren: