
Was derzeit vom Bildungsministerium unter Leitung von Ministerin Eva Feußner betrieben wird, ist nichts weniger als eine stille Demontage des Grundschulwesens - organisiert von oben, durchgerechnet am Schreibtisch, weit entfernt von der Realität in unseren Klassenzimmern“, sagt der Vater von drei Kinder, der zudem Vorsitzender des Kreiselternrates ist.
BERNBURG/AS. Das Bildungsministerium von Sachsen-Anhalt habe mit seiner Kürzungspolitik bei Förder- und Lehrstunden nicht nur administrativ versagt - es verliere auch moralisch an Glaubwürdigkeit, sieht Kay Lorenz (Foto) das Bildungssystem vor dem Abgrund. „Was derzeit vom Bildungsministerium unter Leitung von Ministerin Eva Feußner betrieben wird, ist nichts weniger als eine stille Demontage des Grundschulwesens - organisiert von oben, durchgerechnet am Schreibtisch, weit entfernt von der Realität in unseren Klassenzimmern“, sagt der Vater von drei Kinder, der zudem Vorsitzender des Kreiselternrates ist.
Unter dem Vorwand neuer Organisationsvorgaben und Effizienz würden Lehrerstunden an Grundschulen drastisch gekürzt. Das betreffe insbesondere größere Schulen mit mehr als 170 Kindern, begründet Lorenz, der zwei schulpflichtige Kinder im Alter von 10 und 14 Jahren hat und dessen Tochter in diesem Jahr eingeschult wird, seine Kritik. Besonders gravierend sei für ihn, dass auch präventive und sonderpädagogische Förderstunden gestrichen werden sollen. Das sei kein Sparprogramm, das sei ein direkter Angriff auf Bildungsqualität, Inklusion und Chancengleichheit. Die Folgen seien bereits sichtbar. An vielen Grundschulen falle eine vollständige Lehrkraftstelle weg. Als Beispiel führt Lorenz an, dass in einer einzigen Schule im kommenden Schuljahr 28 Unterrichtsstunden ausfallen würden. Als Folge werde es Klassenzusammenlegungen geben, was zu überfüllten Räumen führe. Eine Differenzierung sei somit nicht mehr möglich. „Was das Ministerium als Effizienz verkauft, ist in Wirklichkeit ein bildungspolitischer Offenbarungseid. Förderunterricht ist kein Bonus, den man bei Bedarf streichen kann“, so Lorenz.
Statt zu fördern, werde jetzt gefiltert. „Der Lehrkräftemangel wird nicht durch Rechentricks gelöst, sondern verschärft,“ sagt Lorenz und fügt an, dass es seiner Meinung nach durchaus Lösungen geben würde, wenn der politische Wille vorhanden wäre. Dazu zählt er, mehr pädagogische Mitarbeiter an jeder Schule, eine flächendeckende Schulsozialarbeit, die Kinder stabilisiert, Familien begleitet und Lehrkräfte entlastet. Ergänzt werden könne das durch multiprofessionelle Teams, die eine inklusive, kindgerechte Schule überhaupt erst möglich machen würden. Diese Fachkräfte seien keine Zusatzangebote. Sie könnten laut Lorenz das Rückgrat eines zukunftsfähigen Bildungssystems sein.
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