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Abriss der DDR Post und die Geschichte des Bernburger Postamtes

Am 07. Dezember 1884 erfolgte die feierliche Eröffnung des neuen Reichs-Postgebäudes in Bernburg. Die Talstadt erhielt im Jahre 1887 eine Zweigstelle, die 1923 geschlossen, aber 1937 wieder eröffnet wurde.


Am 07. Dezember 1884 erfolgte die feierliche Eröffnung des neuen Reichs-Postgebäudes in der Kaiserstraße 10 Bernburg im historischen Stil der wilhelminischen Zeit. In Gegenwart des Staatssekretärs von Dr. Stephan wurde einen Tag später das Postamt nach dem reichseigenen Gebäude verlegt und um 8 Uhr in der Früh der Post- und Telegraphendienst in Betrieb genommen. Nun hatte Bernburg sein eigenes Postamt, es war das erste Postamt in Anhalt, an dem in den darauf folgenden Jahren Erweiterungsbauten vorgenommen wurden. Mit der Verlegung des Postamtes trat eine anderweitige Anbringung bzw. Vermehrung der Postbriefkasten ein.

 

Die Stadt Bernburg wurde erstmals um 1800 als Postort im Bericht des Königlich-Preußischen Postamt Magdeburg erwähnt. Die ersten nachweislichen Anfänge eines Bernburger Postwesens fallen unter die Regierung des Fürsten Victor Amadeus (1656-1718), welcher nach damaliger Sitte einen laufenden Boten nach Leipzig zur Abholung seiner Briefe und Bestellungen und anderer notwendiger Dinge unterhielt. Vor rund 300 Jahren hatte Bernburg noch kein Postgebäude, wer damals seinen Verwandten oder Freunden und Bekannten eine Nachricht zukommen lassen wollte, übergab seine Briefe dem Apotheker Schilling, der für deren oft ziemlich umständliche Weiterbeförderung sorgte.

 

Am 07. Dezember 1884 erfolgte die feierliche Eröffnung des neuen Reichs-Postgebäudes in Bernburg

 

Bereits 1692 ließ der Dessauer Fürst auf Betreiben Adlers, der damals Kurfürstl. Brandenburgischer Postmeister der brandenburgischen Staatspost Berlin-Dessau und der Hoffaktors Moses Benjamin Wulf von Dessau über Köthen-Bernburg-Aschersleben nach Halberstadt eine private Landpostkutsche einrichten. Somit war von Bernburg aus ein ziemlich günstiger Postverkehr nach allen wichtigen Handelsplätzen der weiteren Umgebung möglich.

 

Am 1. August 1713 nahm die berittene Post ihren Dienst auf, so konnte am 7. September 1713 erstmals die fahrende Post nach Halle in Bernburg abgefertigt werden. So kam endlich Bernburg zu der Post, die es in ausgestalteter Form Jahrhunderte lang besaß. Aber auch um die Mitte des 19. Jahrhunderts waren die Bernburger Postverhältnisse noch unbefriedigend. Dieser Zustand änderte sich jedoch durch den Anschluss an das Eisenbahnnetz. Das Postamt war zunächst in verschiedenen Häusern der Breiten Straße untergebracht, wurde 1851 in die Bergstadt verlegt und zog 1896 wieder in die Talstadt. Die Räumlichkeiten reichten bald nicht mehr aus, und da die Bergstat ständig größer wurde, sollte sie ein den Anforderungen entsprechendes Postamt aufnehmen.

 

Die Postverwaltung entschloss sich zum Ankauf des Grundstücks des Hofjägermeisters v. Siegfeld („Kaffeemühle“), auf dem noch heute das Hauptpostamt steht. 1883 wurde mit den Bauarbeiten begonnen, und am 7. Dezember 1884 konnte das neue „Reichspostamt“ in Gegenwart des Staatssekretärs Stephan seiner Bestimmung übergeben werden. Später musste es allerdings noch erweitert und zu diesem Zweck in der heutigen Poststraße angebaut werden. Die Talstadt erhielt im Jahre 1887 eine Zweigstelle, die 1923 geschlossen, aber 1937 wieder eröffnet wurde.

 


Postsendungen, die für im Kreisgebiet wohnende Empfänger bestimmt waren, wurden im allgemeinen mit Pferdewagen transportiert, deren letzter am 31. Dezember 1927 nach Plötzkau fuhr. Dann mussten die „Hafermotoren“ den „Benzinkutschen“ weichen. Später wurden die gelben IFA-Garant-Fahrzeuge mit dem Posthorn, die in alle Gemeinden des Kreises fuhren, zum Begriff für das „Postauto“.

 

1882 wurde das Siegsfeld’sche Grundstück Cöthensche Straße / Wilhelmstraße vom Reichspost-Fiscus als erstes in Anhalt überhaupt, zum Bau eines neuen Postamtes erworben. Im August wurde durch den Gemeinderat einem Gesuch des hiesigen Kaiserlichen Postamtes um Gewährung von Communalsteuerfreiheit für das vom Reichspostfiscus erworbene Hausgrundstück, Kaiserstraße 10, stattgegeben. Ab April 1883 begannen die Abriss- und Neubau-Arbeiten zum neuen Postgebäude.

 

1883 genehmigte der Gemeinderat, unter städtisches Straßenterrain eine unterirdischen Telegraphenlinie von der Bahn durch die Kaiserstraße (heute Friedensallee) nach dem neuen Postgebäude und einer oberirdischen Telegraphenlinie von der Eisenbahn nach Waldau durch die Magdeburger- und Ilberstedter Straße zu verlegen. Die erste größere Telephon-Leitung haben die Solvay & Comp. eingerichtet. Dieselbe wurde mit sämtlichen Etablissements hier und in der Umgebung mit dem Direktionsmittelpunkt, dem Comptoir in der Kaiserstraße, verbunden.

 

Bis Herbst 1884 war das Postamt stets mietweise in verschieden Bernburger Häusern untergebracht: Zu Anfang des 19. Jahrhunderts im Schwenkeschen Hause, Altstädter Kirchhof 7 (Witwe Richardt), danach im Steinkopfschen Hause an der Schlossfreiheit (später Weinhandlung Fischer, neben dem Theater), dann im Bürgermeister Thieleschen Hause, Breite Straße 20 (Rentier Rienecker), später im Hause des Postmeisters Schwadtke, Breite Straße 97 (Gastwirtschaft „Stadt Rom“), sodann im Postmeister Schmidtschen Hause, Breite Straße 112 (Möbelhändler Berger), und als diese Räume nicht mehr ausreichten, im Faktor Wolffschen Hause, Breite Straße 31 (Gasthof „Zur Weintraube“), später im Hause des Hauptmanns Heinemann, Breite Straße 25. Auch im Hause Gasthof „Zum weißen Schwan“, Breite Straße 29.

 

Im Jahre 1851 wurde das Postamt in das Bahnhofs-Empfangsgebäude, später Saupes Hotel am Sedanplatz (danach Villa Eilsberger), verlegt, woselbst es bis zum Jahre 1865 verblieb. In demselben Jahr wurde das Postamt wieder in die Talstadt und zwar in das vormals Herzogliche Regierungs- und Appellationsgebäude, Markt 28, verlegt, bis es nun am 8. Dezember 1884 in das neue stattliche, auf dem ehemals von Siegfeldschen Grundstück errichtete Postgebäude in Betrieb genommen wurde.

Am 07. Dezember 1884 erfolgte die feierliche Eröffnung des neuen Reichs-Postgebäudes im historischen Stil der wilhelminischen Zeit in Gegenwart des Staatssekretärs von Dr. Stephan (den Hausschlüssel übernahm Postdirektor Hoffmann). Einen Tag später wurde das Postamt nach dem reichseigenen Gebäude verlegt und um 8 Uhr früh daselbst der Post- und Telegraphendienstbetrieb eröffnet.

 

Nun hatte Bernburg sein eigenes Postamt, es ist das erste Postamt in Anhalt, an dem in den darauf folgenden Jahren Erweiterungsbauten vorgenommen wurden. Einen Tag später wurde im Postamt, neben dem reichseigenen Gebäude, Kaiserstraße 10, um 8 Uhr früh der Post- und Telegraphendienstbetrieb eröffnet. Mit der Verlegung des Postamtes trat eine anderweitige Anbringung bzw. Vermehrung der Postbriefkasten ein. Vom 8. Dezember ab befanden sich an folgenden Häusern Briefkästen: Magdeburger Str. Nr. 6; Breite Straße Nr. 80 und Nr. 90; Am Rathaus (Markt); Nienburger Straße Nr. 19; Mühlstraße Nr. 15, Kugelweg Nr. 1; Franzstraße Nr. 2; Auguststraße Nr. 32; Lindenstraße Nr. 15; Roschwitzer Straße Nr. 1; Schloßstraße Nr. 8 und am Posthause, Kaiserstraße Nr. 10.

 

1885 wurden beim Postamt wochentägliche Landpostfahrten eingerichtet. Dieselben berühren die Orte Roschwitz, Baalberge, Klein-Wirschleben, Leau, Ober- und Unterpeißen und Zepzig an den Vormittagen. Schmidt’s Ziegelei und Gröna Nachmittags. Die Fahrten dienen der Beförderung und Bestellung sämtlicher Postsendungen, sowie zur Personenbeförderung. Ab 1. Juli erhielt auch Unterpeißen eine Posthilfsstelle.

 

1886 wurde die im Punkte der Musik in der Regel so stiefmütterlich behandelte Neustadt nun durch den immer seltener werden Genuss von Posthörnern entschädigt. Denn während der Dauer der über das Nienburger Thor verhängten Sperre mußte die von Nienburg kommende Personenpost über Waldau durch die Neustadt dirigiert werden und der auf dem Bocke thronende Postillon Karl Krüger schien ein Künstler nicht ungewöhnlichen Schlages zu sein, da er beim Passieren der Straße auf seinem so schwer zu behandelndem Instrumente täglich die volksthümlichsten Melodien zum Besten gab.

 

Die Sodafabrik wurde mit den am Weinberg in der Großen Aue belegenen großen Kalksteinbrüchen telegraphisch verbunden. Die Leitung, welche über 400 m lang war, wurde ausschließlich des Überganges über die Saale, unterirdisch angelegt und von der hiesigen Telegraphenbauanstalt von G. Schönwald ausgeführt.

 

Im Juni 1886 führte die österreichische Postverwaltung die Kartenbriefe ein. Die deutsche Postverwaltung hielt nichts von diesen Kartenbriefen und nur die Privatpostanstalten machen sich diesen Fortschritt zu eigen. Im Juni 1886 erhielt Bernburg Fernsprechverkehr. Im Juli 1887 wurde die zweite Postfiliale in der Talstadt, im Herz`schen Hause, ehemaliges Gasthaus „Stadt Rom“, Breite Straße 97 dem Betrieb übergeben.

 

1897 wurde auch in Bernburg eine private Postanstalt, unter der Bezeichnung Privat-Stadtbriefbeförderung „Courier“ eröffnet. Ihr Gründer, ein Herr Teichert, war schon längere Zeit in einem derartigen Unternehmen tätig gewesen, so dass Organisation und Geschäftsgang zweifellos gut waren. Die Courier-Kästen waren an ihrer gelben Farbe erkenntlich.

 


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