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Solvay lässt neue Kavernen in Bernburg bohren

Die von Solvay beauftragte UGS Mittenwalde GmbH (Untergrundspeicher- und Geotechnologie-Systeme) hat eine 34 Meter große Bohranlage aufgebaut und bereits mit Bohrarbeiten mehrerer Kavernen im südlichen Bereich des Sol- und Speicherfeldes Bernburg begonnen.


Bernburg ist der viertgrößte Kavernenspeicher Europas und flexibelster Untergrundgasspeicher des deutschen Gaskonzern VNG AG. Die von Solvay beauftragte UGS Mittenwalde GmbH (Untergrundspeicher- und Geotechnologie-Systeme) hat eine 34 Meter große Bohranlage aufgebaut und bereits mit Bohrarbeiten mehrerer Kavernen im südlichen Bereich des Sol- und Speicherfeldes Bernburg begonnen. In rund sieben Jahren sollen aus diesen Kavernen bei Gröna in bis zu 700 Metern Tiefe mehr als sieben Millionen Kubikmeter Sole zu Tage gefördert und bei Solvay und esco verwendet werden.

 

„Sole ist neben dem Kalkstein der wichtigste Rohstoff für unsere Soda-Produktion“, erklärt Joachim Lischka, Betriebsleiter Tagebau/Solfeld bei Solvay in Bernburg. Rund 1,6 Tonnen Salz benötigt das Werk für eine Tonne Soda. Solvay hat im Solfeld Gnetsch/Peissen zurzeit neun Kavernen in eigenen Bergwerksfeldern.

 

Solung dauert sieben Jahre

 

Fachleute sprechen von „Aussolung“, wenn Salz in unterirdischen Lagerstätten mit Wasser gelöst und ausgespült wird. In Bernburg wird Saale-Wasser durch das Bohrloch in die Salzschicht gespült. Die dabei entstehende Sole wird an die Oberfläche gedrückt und per Rohrleitung ins rund acht Kilometer entfernte Werk befördert. Der nach der Aussolung verbleibende Hohlraum (Kaverne) wird einen Durchmesser von rund 90 Meter und eine Höhe von etwa 180 Meter erreichen. Die Kavernen sind so ausgelegt, dass sie nach Ende der Aussolung für die Zwischenspeicherung von Erdgas genutzt werden können.

 

Künftig sollen Equinor und VNG mit der zusätzlichen Stärkung und Erweiterung der bereits 45-jährigen deutsch-norwegischen Energiepartnerschaft Optionen für die Herstellung von CO2-armem Wasserstoff durchführen. Dazu sollen Technologien zur Abscheidung und Nutzung von CO2 bzw. zum Transport und zur sicheren Offshore-Speicherung des Gases im industriellen Maßstab genutzt werden. Diese erweiterte Zusammenarbeit zwischen Equinor und VNG ist auch im Zusammenhang mit der zusätzlichen Stärkung und Erweiterung der bereits 45-jährigen deutsch-norwegischen Energiepartnerschaft zu sehen, welche von den Regierungen beider Länder unterstützt wird.

 

Die wichtigsten Projektelemente sind:

  • der Direktimport von CO2-armem Wasserstoff und CO2-armem Ammoniak aus Norwegen für den deutschen Wasserstoffmarkt;
  • die Planung, der Bau und Betrieb einer Anlage im Gigawatt-Maßstab in Rostock mit einer jährlichen Wasserstoffproduktionskapazität von bis zu 230.000 Tonnen – das entspricht 8 bis 9 TWh oder fast 20 Prozent des derzeitigen deutschen Wasserstoffmarktes;
  • die Reduktion des CO2-Fußabdrucks des CO2-armen Wasserstoffs um mehr als 95 Prozent verglichen mit Wasserstoff ohne CO2-Abscheidung und -Speicherung;
  • die Abtrennung und Verflüssigung von jährlich fast 2 Millionen Tonnen CO2 aus der Wasserstoffproduktion;
  • die Verschiffung des verflüssigten CO2 von Rostock zur dauerhaften und sicheren Offshore-Einspeicherung in Norwegen.

 

Das Projekt wird die Grundlage bilden für: 

  • eine Wasserstoff- und CO2-Drehscheibe im Raum Rostock und damit eine lokale und regionale Wertschöpfung in Ostdeutschland;
  • die Entwicklung und Umstellung von bis zu 400 Kilometern Pipeline für Wasserstoff zwischen Rostock, Berlin und den Industrieclustern in der Umgebung von Leipzig (IPCEI-Projekt “doing hydrogen”) – und schließlich Anschluss an das nationale Wasserstoffnetz;
  • den Ausbau der Wasserstoffspeicherung in großen Salzkavernen der Untergrundgasspeicher in Bernburg und Bad Lauchstädt in Sachsen-Anhalt, um Flexibilität und Versorgungssicherheit mit Wasserstoff zu gewährleisten;
  • die Versorgung von Industrien mit CO2-armem Wasserstoff – Verringerung der CO2-Emissionen im Vergleich zum derzeitigen Einsatz fossiler Brennstoffe um Millionen von Tonnen jährlich;
  • eine Grundlastversorgung mit großen Mengen CO2-armen Wasserstoffs, um die zunehmende Versorgung mit Wasserstoff aus erneuerbaren Energien zu überbrücken und zu ergänzen.

 

Irene Rummelhoff, Executive Vice President, Marketing, Midstream & Processing (MMP), verantwortlich für die Verarbeitung und Vermarktung von Erdgas sowie für Low Carbon Solutions, Equinor: „Wir freuen uns, die langjährige Partnerschaft mit VNG auf die Entwicklung des deutschen Marktes für CO2-armen Wasserstoff und Carbon-Management-Lösungen auszuweiten und damit die deutsche Energiewende zu unterstützen. VNG und Equinor haben komplementäre Fähigkeiten, Stärken und Positionen, die für den Erfolg des Projekts entscheidend sind.“

 

Ulf Heitmüller, Vorstandsvorsitzender der VNG AG: „Wir sind sehr erfreut, mit unserem langjährigen Partner Equinor den nächsten Schritt in Richtung eines sicheren und klimafreundlichen Energiesystems zu gehen. Wir brauchen großtechnische Lösungen im Wasserstoff- und Kohlenstoffmanagement. Bereits mit der gemeinsamen Erschließung des Erdgasmarktes in Ostdeutschland in den 1990er Jahren haben die Partner einen wesentlichen Beitrag zur Reduzierung der CO2-Emissionen und zur Verbesserung der Luftqualität durch die Umstellung von der traditionellen Braunkohleheizung auf Erdgas geleistet. Jetzt gehen wir mit Wasserstoff und Carbon-Management einen weiteren bedeutsamen Schritt weiter.“


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Kommentare: 2
  • #1

    manni (Samstag, 19 November 2022 10:24)

    Was ist eigentlich mit Gasspeicher Katharina der Firma Gasprom? Ist der voll oder leer?

  • #2

    Gas-Mann (Sonntag, 20 November 2022 13:04)

    Kann man hier nachschlagen https://agsi.gie.eu/#/ Unter Germany->Erdgasspeicher Peissen->UGS Katharina.
    Bzw. dann hier https://www.ugs-katharina.de/de/vermarktung/speicherdaten
    Ist auf 100% Füllstand aber da ist Gazprom nicht mehr so dran beteiligt.