· 

Stadtrat entscheidet über St. Stephanskirche, Rohbau-Sicherung wird favorisiert

Der Stadtrat entscheidet am 02.05. im Bau- und Sanierungsausschuss, was mit der St. Stephanskirche (Rote Kirche) in Bernburg passiert, die Rohbau-Sicherung (840.000 EUR) wird dabei favorisiert.


Für die neue St. Stephanskirche (Rote Kirche) an der Magdeburger Straße in Bernburg wurde von der Stadt Bernburg (Saale) eine Variantenuntersuchung in Auftrag gegeben. Im Vorfeld der Beratung in den Gremien erfolgt am 03.04.2019 die Besichtigung der neuen St. Stephanskirche („Rote Kirche“). Durch den vor Ort Termin soll den Ausschussmitgliedern und Stadträten der aktuelle Zustand der Kirche vermittelt werden.

 

Die neue St. Stephanskirche wurde 1890-1893 nach Entwürfen des Kirchenbaumeisters Johannes Otzen errichtet und 1984 eingeweiht. Sie gehört zu den bedeutendsten Zeugnissen des Kirchenbaus am Ende des 19. Jh. In Mitteldeutschland und ist ein qualitätsvolles Beispiel einer idealtypischen evangelischen Predigerkirche. Die Kirche ist ein Einzeldenkmal, jedoch seit vielen Jahren ungenutzt und mittlerweile vom Verfall bedroht.

 

Die Stadt Bernburg (Saale) hat eine Bestandsaufnahme und eine Variantenuntersuchung zur Sicherung des ortsbildprägenden Bauwerks beim Architektur- und Ingenieurbüro Jörg Kowalski, Halle (Saale), beauftragt. Neben der umfangreichen Bestandsanalyse gehen aus dem Bericht Kostenschätzungen für die Sicherungsmaßnahmen im Vergleich zum Abbruch der Kirche hervor.

 

Nicht nur offensichtlich erkennbar, sondern auch im Ergebnis der Bestandsaufnahme zeigt sich, dass die Kirche vom jahrzehntelangen Leerstand stark in Mitleidenschaft gezogen und sichtbar „gezeichnet“ ist. Die zerstörten Dächer von Turm und Kirchenschiff führen zur Durchfeuchtung der Gewölbe, welche hierdurch zwar destabilisiert, dennoch aber völlig erhalten sind. Erhebliche Schäden sind ebenfalls bei Teilen der Fußböden, Emporenbrüstungen und Fenstern ersichtlich bzw. sind diese teilweise nicht mehr vorhanden.

 

Im Gegensatz dazu zeigt der Mauerwerksteil der Kirche (Wände, Gewölbe, Pfeiler) keine eklatanten Schäden, die auf statische Probleme oder gar ein akutes Standsicherheitsproblem hinweisen. Zurückzuführen ist dies u.a. auf die sehr gute Qualität der verwendeten Ziegel und des Mörtels. Dennoch sollten aufgrund der vorhandenen Schadensbilder zeitnah Maßnahmen ergriffen werden, um den Bestand der Kirche zu sichern bzw. zu bewahren.

Hierzu werden drei verschiedene Varianten in Betracht gezogen:

 

Variante 1: Temporäre Notsicherung

 

Zeitgewinn von 5-10 Jahren für langfristige Planung; Kostenschätzung: 662.000 EUR. Für eine spätere Herstellung im Standard der Variante 2 ist mit Folgekosten gemäß Kostenschätzung von mindestens 493.000 EUR zu rechnen.

 

Variante 2: Rohbau-Sicherung

 

Variante ermöglicht Nutzung zu Veranstaltungszwecken; Kostenschätzung: 840.000 EUR; Es wird davon ausgegangen, dass die Maßnahmen spätere Verkaufsbemühungen der Verwaltung unterstützt und ein Investor zur Umsetzung eines langfristigen Nutzungskonzeptes gefunden wird.

 

Variante 3: Abbruch

 

Variante ist durch die obere Denkmalschutzbehörde zu genehmigen; Kostenschätzung: 427.000 EUR; ergänzender Hinweis: für den Abbruch von Einzeldenk-mälern stehen keine Fördermittel zur Verfügung.

 

Das Bauwerk liegt nicht im Sanierungs-/Erhaltungssatzungsgebiet und ist auch in keinem anderen Fördergebiet enthalten. Die Verwaltung zieht eine Gebietserweiterung für den Stadtumbau Ost Gebiet „Talstadt in Betracht, um Fördermittel für entsprechende Maßnahmen an der Kirche generieren zu können.

 

Beschlussvorschlag:

 

Der Bau- und Sanierungsausschuss sowie der Hauptausschuss der Stadt Bernburg (Saale) empfehlen dem Stadtrat der Stadt Bernburg (Saale) folgenden Beschluss zu fassen:

 

Der Stadtrat der Stadt Bernburg (Saale) hat das Ziel, die neue St. Stephanskirche („Rote Kirche“) als gesicherten Rohbau nach Variante 2 lt. Anlage 1vorbehaltlich einer möglichen Förderung zu erhalten. Dazu wird die Verwaltung beauftragt, dem Stadtrat der Stadt Bernburg (Saale) die Gebietserweiterung für den Bereich Stadtumbau Ost Gebiet „Talstadt“ zur Beschlussfassung vorzulegen, um Fördermittel zu generieren.   

Im Jahr 1893 ließ die Waldauer Kirchengemeinde eine neue Kirche bauen, die 1894 eingeweiht wurde. Anlässlich der 1910 stattgefundenen großen Restaurierung der Kirche wurden An- und Einbauten späterer Jahrhunderte wieder beseitigt und so der ursprüngliche romanische Zustand wieder hergestellt. Aus dieser Zeit stammt auch der Altar. Die Kirche diente einige Jahrzehnte als Museum für Grabsteine.

 

Am 10.10.1954 wurde erstmals wieder zu einer musikalischen Abendandacht eingeladen, und seitdem fanden hier hin und wieder Sonderveranstaltungen statt. Als dann die neue Kirche immer mehr verfiel, zog die Kirchengemeinde, inzwischen kleiner geworden, wieder in die alte Kirche ein. Die neue Kirche, mittlerweile in ruinösem Zustand, wurde 1990 verkauft.

 

Die Evangelische Kirchengemeinde St. Stephani umfaßt 280 Mitglieder (Stand: 2005). Die Kirche liegt unmittelbar an der (am 20.8.1846 eingeweihten) Eisenbahnstrecke Bernburg - Güsten und nahe der Bundesstraße 71 am Ortsausgang in Richtung Magdeburg. Zur Straße der Romanik gehörend, ist sie nun wieder stärker in den Blickpunkt gerückt.

 

Im Jahr 2000 wurden mit einem Hubschrauber Sicherungsnetze über das Kirchendach geworfen, da von dem Dachstuhl immer mehr Gefahren durch herab fallende Gegenstände bestehen.

 

Das Problem an der seit über 50 Jahren leerstehenden Kirchenbau ist der Denkmalschutz. Es gibt nur drei Varianten, eine Komplettrestaurierung, der Erhalt als dauerhaft gesicherte Ruine oder der Abriss.

 

Im Jahr 2014 ersteigerte die Stadt Bernburg die Kirchenruine für 2.500 Euro.



BBG LIVE App - einfach schneller informiert!