Neues touristisches Highlight im Salzlandkreis

Am Tag der Sommersonnenwende 2016 geht ein neuer Stern auf: Mit der feierlichen Eröffnung des Ringheiligtums Pömmelte erhält die archäologische Tourismusroute „Himmelswege“ in Sachsen Anhalt ihre fünfte Station.


Die feierliche Freigabe für Besucher erfolgt durch Ministerpräsident Dr. Reiner Haseloff, Professor Dr. Harald Meller, Direktor des Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie, sowie Landrat Markus Bauer. „Die Anlage ist eine Sensation“, äußert der Landrat des Salzlandkreises begeistert. „Geschichte wird hier erleb- und greifbar“, so der 45-jährige Verwaltungschef, der sich die Etablierung des Salzlandkreises als Wohn-, Wissenschafts- und Wirtschaftsstandort zum Ziel gemacht hat. „Das Potential der Anlage zu entwickeln und zu nutzen“, ist sein Appell in der Eröffnungsrede.

 

Ministerpräsident Dr. Reiner Haseloff betont, „das Ringheiligtum Pömmelte ist eine neue Attraktion in der an Sehenswürdigkeiten reichen Tourismuslandschaft unseres Heimatlandes. Ich kann versprechen, dass die Landesregierung kräftig mithelfen wird, die Stätte offensiv zu vermarkten. Hier tut sich für uns eine Chance auf, die wir gemeinsam nutzen wollen.“

 

Dr. Gunnar Schellenberger setzte sich seit der Entdeckung der Anlage 1991 für die Realisierung ein. „Das Ringheiligtum Pömmelte ist sozusagen das ´deutsche Stonehenge` und spielt in der internationalen Liga ganz vorn mit. Es ist ein neues Highlight unserer Kultur- und Tourismuslandschaft. Wir können stolz darauf sein, in Sachsen-Anhalt eine solche frühgeschichtliche Kultstätte zu besitzen“, so der Staatssekretär im Ministerium für Kultur zur Eröffnung.

 

Eine neun Meter hohe Aussichtsplattform ermöglicht den Überblick über das zehntausend Quadratmeter große Areal des Ringheiligtums. Der quadratische Aussichtsturm besteht aus einer Stahlkonstruktion. Sie ist durch Eichenbalken verkleidet. In unregelmäßigen Abständen sind zur architektonischen Abgrenzung des Turmes von der historischen Anlage Glasbausteine verbaut.

 

Beim Ringheiligtum handelt es sich um die interpretative Rekonstruktion eines Ritualortes aus der Jungsteinzeit, der vor 4300 Jahren von den Menschen der jungsteinzeitlichen Glockenbecher- und der frühbronzezeitlichen Aunjetitzer Kultur genutzt worden war. Namensgeber für die Glockenbecherkultur (2575–2200 v. Chr.) sind die teils verzierten glockenförmigen Gefäße in den Gräbern, die mit Beigaben wie Pfeil und Bogen, Dolchen sowie Edelmetallhaarschmuck eine erste hierarchisierte Gesellschaft mit einer „Kriegerkaste“ widerspiegeln. Die unmittelbar folgende Aunjetitzer Kultur Mitteldeutschlands (2200–1550 v. Chr.) unterscheidet sich durch eine noch stärkere Hierarchisierung, die in den Fürstengräbern wie Leubingen und Helmsdorf gipfelt. Auch hier finden sich Waffen in den Gräbern, jedoch vorzugsweise aus dem neuen Metall Bronze.

 

„Die eigentliche Bedeutung des Ringheiligtums von Pömmelte liegt jedoch in seiner Verbindung zum berühmten Monument von Stonehenge in Südengland. Pömmelte datiert etwa in dieselbe Zeit und gleicht im Erscheinungsbild diesem und anderen, hölzernen Anlagen in Großbritannien“, erklärt Landesarchäologe Prof. Harald Meller.

 

Im Auftrag des Salzlandkreises, der seit 2014 als Bauherr auftrat, sind insgesamt 1800 zum Teil farbig gefasste Robinienstämme verbaut worden. Die komplexe Holz-Erde-Architektur weist eine Größe von 115 Metern im Durchmesser auf. Sie besteht aus sieben Ringen mit Gräben, Wällen und Palisaden. Der freie Platz im Zentrum der Anlage kann über zwei Hauptachsen erreicht werden. Die Position der Eingangstore korrespondiert mit dem Sonnenaufgangs oder -untergangspunkt am Horizont zu bestimmten Festen im Jahreszeitenverlauf.

 

Dokumentierte Deponierungen sprechen für die rituelle Nutzung der Anlage. In 29 Schachtgruben sind während der Ausgrabungen unter der Leitung von Dr. André Spatzier Keramikgefäße, Tierknochen, Mahlsteine und menschliche Skelette gefunden worden. Die Ausgrabung und Erforschung der Kreisgrabenanlage Pömmelte wurden in Kooperation zwischen dem Institut für Kunstgeschichte und Archäologien Europas der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und dem Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt durchgeführt. In den Händen des Landesamtes lag zudem die fachliche Betreuung beim Bau der Rekonstruktion.

 

Die Rekonstruktion realisierte der Salzlandkreis mit Mitteln des Europäischen Landwirtschaftsfonds für regionale Entwicklung im Zusammenspiel mit Leader. Leader ist die Bezeichnung für das Förderprogramm der Europäischen Union, das die Verbindung zwischen Aktionen zur Entwicklung der ländlichen Wirtschaft unterstützt. Der Salzlandkreis konnten in enger Zusammenarbeit mit der Lokalen Aktionsgruppe (LAG) „Elbe-Saale“ Fördermittel in Höhe von 338.000 Euro sichern. Mehr als die Hälfte der Mittel für die Rekonstruktion der Anlage in Höhe von 600.000 Euro konnten dadurch finanziert werden.

 

Weitere Bauprojekte zur touristischen Erschließung des Ringheiligtums Pömmelte sind beispielsweise die einen Kilometer lange Zufahrtsstraße, der Parkplatz, eine 1200 Meter lange Verbindung zum Elberadweg und die Gestaltung der Freifläche mit Aufenthaltsbereichen, Wegen und der Darstellung von Langhäusern einer frühbronzezeitlichen Siedlung. Um eine sichere Zufahrt zu garantieren, hatte sogar die Landebahn des benachbarten Flugplatzes verlegt werden müssen. Die Investitionen von 1,5 Millionen Euro konnten mit der Unterstützung des Landes Sachsen-Anhalt, der Ostdeutschen Sparkassenstiftung, der Salzlandsparkasse und der Klosterbergeschen Stiftung getätigt werden.

 

Im Salzlandmuseum in Schönebeck können ab Ende August Originalfunde und Grabungsergebnisse in einem gesonderten Ausstellungsbereich besichtigt werden. Das Kreismuseum fungiert als Referenzstandort zum Ringheiligtum und verbindet beide Standorte mit einem Shuttleverkehr und Fahrradmitnahmemöglichkeiten. Hier werden ab sofort auch Führungen für das Ringheiligtum organisiert. Aus einem Bewerberpool qualifizierten sich in den zurückliegenden Wochen sechs Personen zu touristischen Guides, die sich auf ihre Einsätze freuen.

 

Schüler einer achten Klasse der Schönebecker Sekundarschule „Maxim Gorki“ werden am Mittwoch die Ersten sein, die dieses Angebot nutzen und am geschichtsträchtigen Ort ihre Heimat aus neuer Perspektive erkunden.



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