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Engpass Erzieher, vor allem bei Heimerziehung

Foto: Erzieherin und Kinder beim Spielen im SOS-Kinderdorf Bernburg
Foto: Erzieherin und Kinder beim Spielen im SOS-Kinderdorf Bernburg

Der Beruf des Erziehers ist anspruchsvoll und hat in den letzten Jahren, auch im Salzlandkreis stark an Bedeutung zugenommen. Dennoch ist er von starken Rekrutierungsproblemen gekennzeichnet.


Die gestiegene Anzahl an Geburten, der Ausbau der Betreuungsangebote für Kinder unter drei Jahren und der geplante Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung an Grundschulen werden den Bedarf an Erzieherinnen und Erziehern weiter steigen lassen. Dabei sind diese Fachkräfte bereits heute knapp. Das geht aus einer aktuellen Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) hervor. Daten der IAB-Stellenerhebung, einer repräsentativen Arbeitgeberbefragung, zeigen überdurchschnittlich starke Rekrutierungsprobleme im Erzieherberuf.

 

In Krippe, Kita und Hort sind durch geregelte Arbeitszeiten kaum Engpässe bei Erziehern zu verzeichnen, zumindest nicht beim SOS Kinderdorf in Bernburg. Anders sieht es bei der stationären Betreuung für Kinder im Heimbereich aus. Hier ist Schicht,- Nacht- und Wochenenddienst erforderlich.

 

"Bei Heimerziehern greift der Fachkräftemangel enorm", so Marion Stellfeld, Leiterin der Einrichtung des SOS-Kinderdorf in Bernburg. Der Beruf Erzieher ist eine Berufung, Quereinsteiger brauchen für ihre Ausbildung einen Arbeitgeber der sie einstellt, und der muss hoffen, das im Anschluss der Ausbildung der Arbeitnehmer im Unternehmen bleibt.

 

Marion Stellfeld ist das in Bernburg gelungen. Vor zweieinhalb Jahren übernahm Sie als Leiterin das SOS-Kinderdorf mit 60 Mitarbeiter, nun ist die Mitarbeiterzahl auf 104 angewachsen.

 

Rund 300 Kinder werden in Krippe, Kindergarten und Hort betreut, außerdem 25 Kinder in Wohngruppen. Zum SOS-Kinderdorf Bernburg gehören auch Standorte in Calbe, Plötzkau, Beesenlaublingen, Könnern, Alsleben und Güsten.

Beschäftigungssituation im Salzlandkreis

 

2013 waren mehr als 61.200 Männer und Frauen im Salzlandkreis sozialversicherungpflichtig beschäftigt, davon waren jeder Fünfte bereits älter als fünfundfünfzig Jahre. Im gleichen Zeitraum waren mehr als 3.400 Erzieher/innen, Sozialarbeitern/innen und Heilerziehungspflegern sozialversicherungspflichtig berufstätig. 22,7 Prozent waren bereits damals älter als 55 Jahre.

 

Sechs Jahre später waren mehr als 62.700 Menschen im Landkreis mehr als 15 Stunden arbeiten. Jeder Vierte war bereits älter als Mitte Fünfzig. 2019 wurden knapp 1000 Erzieher/Innen, im Vergleich zu 2013 mehr beschäftigt, auch hier war jeder Vierte älter.

 

„Der Beruf des Erziehers ist anspruchsvoll und hat in den letzten Jahren, auch im Salzlandkreis stark an Bedeutung zugenommen. Dennoch ist er von starken Rekrutierungsproblemen gekennzeichnet. Kindertagesstätten können die Anzahl der zu betreuenden Kinder nicht reduzieren. Unbesetzte Stellen bringen deshalb hohe Belastungen für das verbleibende Personal und eine kurzfristige Lösung ist nicht in Sicht. Die Ausbildung ist zu lang, finanziell uninteressant und sie muss attraktiver werden. Dafür sollten mehr Ausbildungsplätze geschaffen werden, der schulische Ausbildungsanteil vergütet, die Möglichkeiten zum Quereinstieg ausgebaut, sowie die Arbeitsbedingungen im Beruf verbessert werden müssen,“ erklärt Anja Huth, Leiterin der Arbeitsagentur des Salzlandkreises.

 

In den Regionen:

 

In Bernburg und Umgebung waren 2013 mehr als 21.000 Menschen sozialversicherungpflichtig beschäftigt, davon waren mehr als 20 Prozent älter als 55 Jahre. 1.372 Erzieherinnen/ Sozialarbeitern/innen und Heilerziehungspfleger waren im gleichen Jahr sozialversicherungspflichtig beschäftigt. 257 davon waren ältere Erzieher, das ist ein Anteil von knapp 19 Prozent.2019 wurden im Altkreis 24 Menschen mehr sozi-alversicherungspflichtig beschäftigt. 26,4 Prozent davon waren ältere Mitarbeiter. Die Gruppe der Erzieher wuchs um sechzig Beschäftigte, davon war jeder Fünfte älter als 55 Jahre. 

 

In Aschersleben und Umgebung waren 2013 mehr als 12.200 Menschen sozialversicherungpflichtig beschäftigt, davon waren knapp 19 Prozent älter als 55 Jahre.570 Erzieherinnen/ Sozialarbeitern/innen und Heilerziehungspfleger waren im gleichen Jahr sozialversicherungspflichtig beschäftigt. 160 davon waren ältere Erzieher, das ist ein Anteil von mehr als 28 Prozent.2019 wurden im Altkreis fast 1000 Menschen mehr sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Jeder Vierte war ein älterer Mitarbeiter/In. Die Gruppe der Erzieher wuchs um mehr als 300 Beschäftigte, davon waren 27,5 Prozent älter als 55 Jahre. Aschersleben und Umgebung ist die einzige Region, in der sich der Anteil der älteren beschäftigten Erzieher um 0,6 Prozent reduzierte.

In Staßfurt und Umgebung waren 2013 mehr als 11.800 Menschen sozialversicherungpflichtig beschäftigt, davon waren mehr als 21 Prozent älter als 55 Jahre. 729 Erzieherinnen/ Sozialarbeitern/innen und Heilerziehungspfleger waren im gleichen Jahr sozialversicherungspflichtig beschäftigt.186 davon waren ältere Erzieher, das ist ein Anteil von knapp 26 Prozent.2019 wurden im Altkreis mehr als 600 Menschen weniger sozialversicherungspflichtig beschäftigt. 26,6 Prozent davon waren ältere Mitarbeiter. Damit ist Staßfurt die einzige Region im Salzlandkreis, die binnen sechs Jahr einen Rückgang an sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung zu verzeichnen hat. Die Gruppe der Erzieher wuchs um sechzig Beschäftigte, davon war jeder Vierte älter als 55 Jahre. 

 

In Schönebeck und Umgebung waren 2013 mehr als 16.100 Menschen sozialversicherungpflichtig beschäftigt, davon waren mehr als 21 Prozent älter als 55 Jahre. 751 Erzieherinnen/ Sozialarbeitern/innen und Heilerziehungspfleger waren im gleichen Jahr sozialversicherungspflichtig beschäftigt.173 davon waren ältere Erzieher, das ist ein Anteil von 23 Prozent.2019 wurden im Altkreis mehr als 1.050 Menschen mehr sozialversicherungspflichtig beschäftigt. 26,1 Prozent davon waren ältere Mitarbeiter. Die Gruppe der Erzieher wuchs um 100 Beschäftigte, davon war jeder Vierte älter als 55 Jahre. 

 

Trotzdem hoher Befristungsanteil

 

Vom Juli 2018 bis Juni 2019 wurden im Salzlandkreis ca. 15.000 Beschäftigungsverhältnisse begonnen. Jedes dritte Arbeitsverhältnis wurde zuerst befristet, darunter waren mehr als 2.100 ältere Beschäftigte, auch her wurde jede dritte Anstellung zuerst befristet.

 

Im gleichen Zeitraum wurden 826 Beschäftigungsverhältnisse von Erzieher/Innen/ Sozialarbeiter/innen und Heilerziehungspfleger begonnen, siebzig Prozent davon waren befristet. Mehr als 110 davon waren ältere Mitarbeiter, auch hier betrug der Befristungsanteil mehr als siebzig Prozent.

 

„Der Anteil der befristeten, begonnenen Beschäftigungsverhältnisse der Erzieher/Innen/ Sozialarbeiter/innen und Heilerziehungspfleger liegt deutlich über den Durchschnitt aller begonnen Beschäftigungsverhältnisse. Um junge Menschen oder Quereinsteiger für dieses Berufsbild zu interessieren, ist eine Reduzierung des Befristungsanteils hilfreich,“ ergänzt Anja Huth.  

 

Die Prognose zum Download:

 

https://www.iab.de/de/informationsservice/presse/presseinformationen/kb0220.aspx





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