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"Alte Bibel" auf touristischem Leitsystem

Nach dem Bau einer Zuwegung mit Eingangsportal und einer Wellerwand (aus Lehm und Stroh) gab es 1552 die ersten Bestattungen. Eine erste Erweiterung um 2 ½ Morgen gab es be-reits 1611 durch Fürst Christian von Anhalt-Bernburg.


Zur besseren Orientierung für Touristen und Gäste wurde eine neue Tafel für das touristische Leitsystem auf der Talstadtseite vor der Fußgängerbrücke aufgestellt. Auf ihr ist die Geschichte der sogenannten „Alte Bibel“, deren Schriftzug auf der anderen Saaleseite zu sehen ist, beschrieben. Die vielen schönen Orte in der Stadt lassen sich so noch einfacher finden. An 26 Standorten wurden mit dem touristischen Leitsystem Fußgänger-Orientierungspunkte geschaffen. Die einheitlich gestalteten, in Grautönen gehaltenen Tafeln geben kurze Informationen zu Geschichte und Bedeutung der jeweiligen Bauten und Sehenswürdigkeiten.

 

Vom Gottesacker zur Parkanlage Im Mittelalter befanden sich die Friedhöfe unmittelbar neben den Kirchen. Als der Platz um die Bernburger Marienkirche 1548 erschöpft war, schenkte Fürst Wolfgang von Anhalt der Altstädter Gemeinde sieben Morgen Ackerland auf dem Berg am gegenüberliegenden Saaleufer - sicher vor Hochwasser und außerhalb der Stadtbefestigung. Nach dem Bau einer Zuwegung mit Eingangsportal und einer Wellerwand (aus Lehm und Stroh) gab es 1552 die ersten Bestattungen. Eine erste Erweiterung um 2 ½ Morgen gab es be-reits 1611 durch Fürst Christian von Anhalt-Bernburg. In den Jahrzehnten nach dem Dreißigjährigen Krieg bis 1708, als Berg- und Talstadt keine Brücke verband,mussten die Verstorbenen und Trauergäste mit Booten zur Bestattung transportiert werden, ähnlich wie in Venedig.

 

Fürst Viktor Amadeus verfügte 1705 eine Friedhofsordnung, durch die nach und nach die steinerne Mauer durch Kauf der charakteristischen „Bögen“ von Bernburger Familien entstand. Fürst Viktor Friedrich ließ 1743 die Friedhofskapelle erbauen, in der von 1754 bis 1820 Lutheraner und von 1858 bis 1863 Katholiken Gottesdienste abhalten durften.

 

Am Beginn der Industrialisierung wurde 1849 die Fläche nochmals mehr als verdoppelt, bis 1868 die Zuständigkeit für den Gottesacker von der Ägidienkirche auf die Stadt überging. 1886 wurde der inzwischen komplett umbaute Friedhof geschlossen, und bereits damals begann der Umbau zu einem schönen „Stadtpark“. Drei Jahre später entstand ein Springbrunnen, kurz danach das Friedhofswärterhaus. Großartige Grabdenkmäler wurden in der DDR-Zeit pietätlos beseitigt. Auch der Gedenkort der 14 Opfer des "Bernburger Bürgermords" vom 16. März 1849 im Zuge der bürgerlich- demokratischen Revolution wurde für den Bau der Schwimmhalle 1973/74 beseitigt. Stattdessen erinnert eine Gedenktafel an der Kapelle an sie.

 

Per Stadtverordnetenbeschluss erfolgte 1974 die Umbenennung der Parkanlage „Alte Bibel“ in „Stadtpark“. Dennoch blieb die Bezeichnung „Alte Bibel“ auch in der DDR weiter allgemein in Gebrauch.A ber woher stammt diese eigentümliche Benennung? Viele rätseln über die Herkunft der Bezeichnung, niemand weiß es wirklich - typisch Volksmund! Vielleicht standen ellenlange Bibelzitate auf barocken Grabsteinen Pate für die Namensgebung. Es gibt aber auch Erklärvarianten, die auf den Unterschied zwischen Lutheranern (Gräber auf dem Terrain der Schenkung Fürst Wolfgangs = „Alte Bibel“) und Reformierten (Calvinisten; bestattet auf den Gräbern der Schenkung Fürst Christians = „Neue Bibel“) abheben.

 

Die Bezeichnung könnte auch mit der Erlaubnisfür die Lutheraner zusammenhängen, ab 1754 wieder mit der „alten Bibel“, der Lutherbibel, in der Trauerhalle Gottesdienste abzuhalten. Die ersten schriftlichen Zeugnisse der „Alten Bibel“ sind jedoch – nach heutigem Kenntnisstand - noch gar nicht alt: sie stammen vom Anfang des 20. Jahrhunderts.

 

In zwei Abschnitten wurde die "AlteBibel" 2017 und 2020 umfangreich saniert. In unmittelbarer Nähe des heutigen Stadtzentrums der Kreisstadt, dem Karlsplatz, findet man hier Ruhe und Entspannung. Dies ist ein städtebaulicher Schatz, den es zu bewahren gilt.


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