Auf dem Bild (v. l. n. r.): Staatssekretär Gert Zender, Christian Schlitzberger und Ortsbürgermeister Rüdiger Kunze, die Vertreter aus Ranies, sowie Carlo Scholz, Harald Albrecht, Andrè Bormann und Ortsbürgermeister Dieter Kienast, die für Hoym die Ehrung beim Dorfwettbewerb im Salzlandkreis entgegennahmen. Rechts im Bild Landrat Markus Bauer.
Hoym und Ranies gleichauf vorn: Beide Orte gehen als Sieger hervor im fünften Kreiswettbewerb des Salzlandkreises „Unser Dorf hat Zukunft“. Sie haben sich damit direkt qualifiziert und werden im nächsten Jahr für die Region beim Wettbewerb auf Landesebene antreten.
Am Donnerstagnachmittag geben Landrat Markus Bauer und sein für die Kreisentwicklung zuständiger Fachdienstleiter Tilo Wechselberger im Seelandforum in Schadeleben die Ergebnisse bekannt und ehren die Sieger und Platzierten. Zur Abschlussveranstaltung eingeladen waren die Vertreter aller 19 Orte, die sich bis zuletzt dem Vergleich auf Kreisebene stellten. Ein Rekord. Noch nie wollten so viele zeigen: „Unser Dorf hat Zukunft“.
„Wir wollen und können die Menschen ermutigen, ihr Zusammenleben auf dem Dorf ganz aktiv auszugestalten“, befindet Landrat Markus Bauer. „Wir machen etwas, das sich auszahlt für Generationen, die auch nach uns hier ein Zuhause finden. Wenn die Politik den nötigen Rahmen setzt, kann sich der ländliche Raum dank lokaler Initiativen entwickeln. Unsere eigene Zukunftsstrategie Salzlandkreis 2030 ist genau darauf ausgerichtet.“
Zum Abschluss des Wettbewerbs sagt Gert Zender, Staatssekretär des Landes: „Sachsen-Anhalts Dörfer haben Zukunft! Gerade unser ländlicher Raum lebt von engagierten Menschen, die tatkräftig anpacken und ihre Dörfer lebenswert machen. Diese Menschen und Initiativen werden durch den Wettbewerb ins verdiente Rampenlicht geholt. Der Salzlandkreis gehört hierbei durch die erneut starke Beteiligung der Dorfgemeinschaften zu unseren Vorreitern.“
„Die Jury hatte es diesmal wirklich nicht leicht“, erinnert Tilo Wechselberger an fünf hitzig-anstrengende Tage im September zum Aufsuchen und Anschauen aller beteiligten Orte, von Aderstedt bis Zuchau. „Eng war auch die anschließende Entscheidung. Deshalb haben wir am Ende, nach Auswertung und Punktezählung, gleich zwei Sieger.“ Die achtköpfige Bewertungskommission aus Bereichen der Verwaltung, Wirtschaft, Politik und Vereinen unter Wechselbergers Leitung sah hinter Hoym im Seeland und Ranies im Elbwinkel in der Reihenfolge zunächst Plötzkau und dann punktgleich Ilberstedt und Klein Mühlingen auf den vorderen Plätzen.
„Es ist keine Entscheidung gegen, sondern tatsächlich für Gemeinden und alle Gemeinschaften, die sich mit findigen Ideen gegen die allgemeinen, herausfordernden Trends auf dem Land behaupten, die etwas unternehmen gegen Überalterung, Abwanderung und damit einhergehenden Strukturabbau“, betont Landrat Bauer. „Die Zukunft der Dörfer wird von Menschen gemacht. Mehr als zwei Drittel leben in Sachsen-Anhalt auf dem Land. Wir wollen es schaffen, dass es Spaß macht und auch wieder mehr jungen Leuten Chancen bietet, hier zu wohnen.“ Markus Bauer spricht allen Wettbewerbsbeteiligten seinen Dank aus und sagt seinerseits zu, sich auch weiterhin für die Belange des ländlichen Raumes einzusetzen.
Was Hoym und Ranies auszeichnet
Nach eigenem Selbstverständnis ist Hoym kein Dorf. Die Hoymer, die 2009 Teil der Stadt Seeland wurden, kämpften erfolgreich um ihre Namenszusätze „Stadt“ und „Anhalt“. Rund 2.300 Einwohner leben auf 2.000 Hektar nahe der westlichen Kreisgrenze zum Harz. Der Selke-Ort am Radweg R 1 erfüllt die Funktionen eines Grundzentrums, unter anderem mit Kita, Grundschule, Busanbindung, Nahversorgung, Feuerwehr, Ärzten sowie Gaststätte und Treffs. Im Rathaus haben Jugendclub und Bibliothek einen Platz. Im Schloss ist die größte Behinderteneinrichtung des Landes untergebracht. Sie pflegt offene Kontakte zu den übrigen Einwohnern. Drei Gewerbegebiete gibt es und 24 Handwerks-, Gewerbe- und Dienstleistungs- sowie landwirtschaftliche Betriebe. Etwa 15 Vereine sind aktiv. Zusammen wird gearbeitet und gefeiert.
Aber es fehlt ein Dorfgemeinschaftshaus. Das soll sich ändern mit dem LEADER-geförderten Umbau der Sportlergaststätte. Aus dem alten Schulgebäude soll ein Mehrgenerationenhaus entstehen. Und es gibt Planungen für einen neuen Wohnpark.
Ein neues Wohngebiet plant auch Ranies am anderen Ende des Kreises, im Nordwesten. Rund 300 Einwohner, 700 Hektar groß - Ranies liegt eingebettet zwischen Strom- und Alter Elbe. Wie Hoym verlor der Ort 2009 seine Selbständigkeit, ist heute ein Ortsteil der Stadt Schönebeck. Im Spannungsfeld, auch mit der Großstadt Magdeburg vor der Tür und der ruhigen Idylle der Elbaue, behaupten die Ranieser ihr Zuhause. Der Deich mit Elberadweg und Planetenlehrpfad soll vor neuem Hochwasser schützen. Alte Schäden an Straßen und Wegen, Leitungen, Bushaltestellen oder Grünflächen wurden dank finanzieller Landesunterstützung beseitigt. Mit viel Grün und Blühwiesen wagte sich Ranies selbstbewusst auch an den diesjährigen Bundeswettbewerb Naturstadt. Sängerwäldchen, Baumpatenschaften und Bänke für jedermann/-frau lassen die Natur wieder genießen. Ranies verfügt über Kita, Kirche, Dorfgemeinschaftshaus, Sportplatz, Feuerwehr und Gaststätte. Der Bus und Verkaufswagen kommen zu den Leuten. Ansässig sind insgesamt 15 Betriebe aus Handel, Handwerk und Gewerbe sowie Landwirtschaft. Um einen Dorfpark mit Mehrgenerationenspielplatz bemühen sich aktuelle Projektplanungen wie auch um ein Nutzungskonzept für die alte Feuerwache.
Viele Infos im Schnelldurchlauf. Die Hoymer und die Ranieser haben es geschafft und die Jury bei der Vor-Ort-Präsentation mit ihrer Begeisterung angesteckt. „Wir konnten spüren, dass das ganze Dorf mit Leib und Seele dabei ist“, konstatiert deren Vorsitzender, Tilo Wechselberger. Letztlich seien es viele kleine Mosaiksteine, die beide Orte herausheben, auch im Hinblick auf die vorhandenen Möglichkeiten, Mittel und Ressourcen. Wichtig dabei immer die Menschen, die der Bewertungskommission nicht nur zahlreich und stolz berichtet haben, sondern die sich zuvor für ihr Dorf engagiert haben und es sicher auch künftig tun.
Hoym und Ranies können sich deshalb im kommenden Jahr mit anderen Kreissiegern im Land messen. 1.500 Euro Siegerprämie für jeden in der abgeschlossenen Runde aus der Landeskasse helfen bei der Umsetzung des ein oder anderen Vorhabens. Aber auch alle anderen 17 Orte, die bis zum Schluss dabei blieben und so den Kreiswettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ auf eine quantitativ neue Stufe hoben, dürfen sich in diesem Jahr erstmals über ein kleines Preisgeld zur zusätzlichen Motivation freuen.