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Zuckerrübenkampagne startet mit gemischten Erwartungen

Am 19. September beginnt die Zuckerrübenkampagne von Pfeifer & Langen im Werk.

 


Am 19. September beginnt die Zuckerrübenkampagne von Pfeifer & Langen im Werk. Die anhaltende Trockenheit und die Vorkehrungen für eine sichere Energieversorgung haben dieses Jahr großen Einfluss auf die anstehende Kampagne, die voraussichtlich bis Ende Dezember gehen wird.

 

Hoher Zuckergehalt kompensiert nur teilweise geringen Rübenertrag

 

Insgesamt erwartet das Unternehmen an seinen fünf deutschen Produktionsstandorten eine schwächere Zuckerrübenernte mit Zuckergehalten, die dank der vielen Sonnenstunden deutlich höher vorhergesagt werden als im 5-Jahresdurchschnitt. Jedoch kann der hohe Zuckergehalt den geringen Rübenertrag nicht komplett ausgleichen, so dass Pfeifer & Langen national von einer unterdurchschnittlichen Zuckererzeugung ausgeht. In Könnern, einer Region mit erheblichem Wassermangel, wird der Ertrag deutlich unter dem Durchschnitt liegen.

 

Werk Könnern ist startklar für die Kampagne

 

Seit Ausbruch des Angriffskriegs auf die Ukraine ist die Verfügbarkeit von Energie am Weltmarkt unsicher und die Kosten sind explodiert. Zur Sicherung der Kampagne und damit auch der Lebensmittelversorgung sowie der Lieferketten beschäftigte sich Pfeifer & Langen intensiv mit der Energieversorgung seiner Werke. Der Zuckerhersteller fand Lösungen für die unterschiedlichen Szenarien und deckte sich frühzeitig mit alternativen Energieträgern ein. Zwei der fünf deutschen Werke (Jülich und Lage) sind auf Erdgas angewiesen, andere sind flexibel und können auch mit Brennstoffen wie Kohle, Öl oder Biomasse betrieben werden. Die kurzfristige Strategie für die Kampagne 2022/23 sieht vor, dass im Unternehmen durch die Brennstoffumstellungen über 50 Prozent des Gasbedarfes im Vergleich zum Vorjahr innerhalb der Gruppe substituiert werden, um die Versorgung der gasabhängigen Werke zu sichern. Das Werk Könnern ist nicht von Erdgas abhängig und wird als Energieträger Kohle und erstmalig Biomasse in Form von Holzpellets nutzen. Die Belegschaft hat einen Kraftakt geleistet und die Kesselanlagen kurzfristig umgerüstet. Das ist notwendig geworden, da aufgrund der globalen Energiemangellage der bisherige Brennstoff Kohle nicht ausreichend verfügbar war. Darüber hinaus wurden bereits Maßnahmen eingeleitet, um Zuckerrüben aus dem gasabhängigen Schwesterwerk Lage kostenaufwändig nach Könnern zu verlagern und hier zu verarbeiten, um einer möglichen Gasknappheit im Winter entgegenzuwirken.

 

Der langfristige Plan von Pfeifer & Langen sieht die CO 2-neutrale Zuckerproduktion aller deutschen Standorte bis spätestens 2040 vor. Im Zuge des Kohleausstiegs entwickelte das Unternehmen bereits vor mehreren Jahren eine Strategie zur treibhausneutralen Zuckerproduktion. Die aktuellen Entwicklungen auf dem Energiemarkt beschleunigen die Transformation in einigen Bereichen. Mit seiner Stammbelegschaft von 201 Personen, darunter 26 Auszubildenden, und 24 Kampagnekräfte gehört die Zuckerfabrik Könnern zu einem der größten und innovativsten Arbeitgeber der Region.

 

Nach gutem Start stresst die anhaltende Dürre die Zuckerrüben

 

Nach einer frühen Aussaat ab Anfang März folgte ein früher Reihenschluss trotz trockener und zeitweise kühler Witterung. Seit Februar ist nur sehr wenig Niederschlag gefallen und die Feldfrüchte leiden unter der anhaltenden Dürre. Die Rüben können mit ihren etwa zwei Meter tiefen Wurzeln generell gut mit Trockenheit umgehen, doch der deutliche Wassermangel in allen Bodenschichten hat die Feldfrüchte gestresst. Durch die vielen Sonnenstunden sind dieses Jahr eher höhere Zuckergehalte zu erwarten.

 

Aufwändiger Rübenanbau in Deutschland

 

Anders als in vielen Ländern in Europa ist der Einsatz von Insektenbekämpfungsmitteln als Saatgutbeize hier verboten, wodurch die deutsche Landwirtschaft benachteiligt ist. Durch das intensive Blattlausmonitoring und die gute Fachberatung der landwirtschaftlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Pfeifer & Langen ist es in Verbindung mit zielgerichteten Insektizidanwendungen gelungen, die Ausbreitung von Läusen und damit auch die Vergilbungsviruskrankheit unter Kontrolle zu halten. Aber es bedeutete für alle erheblichen Mehraufwand. Das Licht am Ende des Tunnels sind neue Rübensorten. Züchterinnen und Züchter arbeiten an Sorten, die resistent gegen den Vergilbungsvirus und andere Blattkrankheiten sind. Wegen der Mittelverknappung bei der Unkrautbekämpfung müssen die Zuckerrübenanbauer und -anbauerinnen deutlich mehr Arbeit - auch per Hand - auf den Feldern betreiben. Auch der Arbeitskräftemangel macht sich bemerkbar: Es fehlt überall an Beschäftigen, die bereit sind, die harte Feldarbeit zu übernehmen. Hackroboter sollen zukünftig als mechanische Hilfe gegen das Unkraut auf den Feldern eingesetzt werden. Die Praxisversuche von Pfeifer & Langen in Kooperation mit Farming Revolution können hier richtungsweisend sein. Für das nächste Jahr ist die Weiterentwicklung der Hackroboter vorgesehen.

 

Gute Marktaussichten für die Zuckerrübenanbauer

 

Seit mehreren Jahren ist die Zuckerrübenanbaufläche in Europa rückläufig. Auch 2022 wurden rund 50.000 Hektar, das entspricht gut drei Prozent, weniger Zuckerrüben angebaut. In vielen Teilen Europas werden wegen der Trockenheit schwächere Ernten erwartet. Zucker bleibt daher in der Europäischen Union ein knappes Gut. Der Zuckermarkt kann mit anderen Agrarmärkten gut mithalten und die Landwirtschaft darf hohe Preise für ihre Zuckerrüben erwarten, was vor dem Hintergrund der Kostenexplosion entlang der gesamten Lieferkette vom Feld bis zum Endprodukt auch erforderlich ist.


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