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Bauarbeiten am Hochsicherheitszaun und zentraler Pforte im Maßregelvollzug Bernburg abgeschlossen

Neubau von Hochsicherheitszaun und zentraler Pforte im Maßregelvollzug Bernburg abgeschlossen: Inbetriebnahme & Würdigung des 30jährigen Bestehens

 


Der Maßregelvollzug Bernburg für suchtkranke Straftäter wurde hochsicher eingezäunt und hat eine neue zentrale Pforte mit Funktionsräumen sowie integrierter Ein- und Ausgangsschleuse bekommen. Innerhalb von ca. zwei Jahren Bauzeit ist mit einem Volumen von rund 8,9 Millionen Euro aus Mitteln des Landes Sachsen-Anhalt ein geschlossenes Sicherheitssystem entstanden. Es bietet nach außen größtmöglichen Schutz auf modernstem technischen Standard und nach innen mehr Freiräume für die therapeutische Arbeit.

Die Inbetriebnahme der neu entstandenen Anlage erfolgte am 10. November 2022 im Rahmen einer Veranstaltung, bei der auch das 30jährige Bestehen des Maßregelvollzugs im Land Sachsen-Anhalt gewürdigt wurde. (Jubiläum im Maßregelvollzugszentrum Sachsen-Anhalt ǀ Salus (salus-lsa.de) In das Programm brachte sich u.a. Staatssekretär Wolfgang Beck, Aufsichtsratsvorsitzender der Salus Altmark Holding gGmbH, ein und wertete die Investition als wichtigen Schritt bei der Standort-Entwicklung: „Der dringend benötigte Hochsicherheitszaun bietet jetzt nicht nur mehr Sicherheit, sondern auch verbesserte therapeutische Möglichkeiten und Abläufe für die Patienten.“ Letztere können nunmehr ungeachtet ihrer Lockerungsstufe Zugang zu allen Therapieangeboten des Maßregelvollzugs Bernburg erhalten.

 

Die Entscheidung zur Errichtung eines Hochsicherheitszaunes hängt u.a. mit Veränderungen im Patientenklientel des Maßregelvollzugs Bernburg zusammen. Während in den Anfangsjahren vor allem alkoholabhängige Straftäter eingewiesen wurden, spielen seit Ende der 1990er Jahre die illegalen Drogen eine zunehmende Rolle. Inzwischen steigt seit Jahren die Zahl der Patienten, die von mehreren psychotropen Substanzen abhängig sind, darunter Designerdrogen wie Crystal Meth oder so genannte „Legal Highs“. Dabei zeigt sich ein sinkendes Einstiegsalters in den Drogenkonsum mit schwerwiegenden psychosozialen und organischen Folgen, denn: Besagte Substanzen führen nicht nur besonders schnell in die Abhängigkeit, sondern verursachen hirnorganische Schädigungen und Störungen in der Persönlichkeitsentwicklung. Häufig gehen diese mit erhöhter Gewaltbereitschaft einher, die unter therapeutischen und sicherheitsrelevanten Aspekten zu gewichten ist.

 

Der Maßregelvollzug Bernburg ist eine Einrichtung zur Besserung und Sicherung von suchtkranken Straftätern nach § 64 StGB mit derzeit 179 Plätzen. Hier werden Menschen untergebracht und therapiert, die von berauschenden Substanzen abhängig sind und deshalb straffällig wurden. Zwischen Sucht und Tat muss ein ursächlicher Zusammenhang festgestellt worden sein. Eine gerichtliche Einweisung in den Maßregelvollzug ergeht aber nur, wenn eine hinreichend konkrete Aussicht auf Therapieerfolg besteht und davon auszugehen ist, dass die Behandlung zur Vermeidung erneuter Straftaten beiträgt. Zum 31. Oktober 2022 waren hier 209 Personen untergebracht, davon 21 sog. Probewohner außerhalb der Einrichtung.

 

Im Maßregelvollzug Bernburg sind rund 330 Mitarbeitende in vielen verschiedenen Berufsfeldern tätig. Die Fachkräfte auf Gebieten wie Medizin und Psychologie, Pflege, Heilerziehung und Fachtherapie (z.B. Ergo-, Sport-, Physio- und Musiktherapie), Sozialarbeit und -pädagogik arbeiten unter fachärztlicher Leitung in multiprofessionellen Teams bei der Betreuung und Behandlung der Patienten zusammen. Dabei ist der Pflegedienst mit mehr als 200 examinierten Pflegefachkräften und Pflegehelfern die größte Berufsgruppe. Flankiert und unterstützt wird die medizinisch-therapeutische Arbeit u.a. durch die Mitarbeitenden im Wachschutz, in der Verwaltung und im ärztlichen Schreibdienst sowie im Sicherheits-, Hygiene- und Qualitätsmanagement. Juristische und betriebswirtschaftliche Expertise ist in der Einrichtungsleitung vertreten, die für alle Standorte im Land verantwortlich ist. Die Fach- und Rechtsaufsicht über den Maßregelvollzug obliegt dem Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Gleichstellung Sachsen-Anhalt.

 

Die Situation in den Maßregelvollzugseinrichtungen des Landes Sachsen-Anhalt - so auch in Bernburg - ist derzeit aufgrund von Überbelegungen und anhaltendem Aufnahmedruck sehr angespannt. Daher sind an allen drei Standorten – also in Uchtspringe mit Außenstelle in Lochow sowie in Bernburg - kapazitätserweiternde Baumaßnahmen geplant. Am Standort Bernburg entstehen innerhalb des umzäunten Areals ein neues Stationsgebäude für 30 Patienten sowie eine neue Werkhalle für die Arbeitstherapie. Die Vorbereitungen dafür haben, so u.a. mit der Baufeldfreimachung, der Verlegung von Medienleitungen und dem Baugrubenaushub, bereits begonnen.

 

Neben dem hoch gesicherten Komplex ist ein Neubau für den Offenen Maßregelvollzug geplant. Als Übergangslösung bis zu dessen Fertigstellung wurde ein Containerbau mit acht Plätzen errichtet, der in den nächsten Tagen bezogen wird. Zuvor waren Patienten des offenen Maßregelvollzugs, deren Entlassung aufgrund des Therapiefortschritts absehbar ist, in einem Appartmenthaus untergebracht. Dieses befindet sich jetzt innerhalb der hochgesicherten Zaunanlage und kann aufgrund der geschlossenen Bedingungen für Patienten des offenen Maßregelvollzugs nicht mehr genutzt werden.


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