Ersatzneubau der jetzigen Fußgängerbrücke in Bernburg vorerst vom Tisch

Das skizzierte Modellprojekt „Salzlandkreis im Takt“ sah den Ersatzneubau der Marktbrücke von 1984 vor, da die Nutzung des ÖPNV mittel- und langfristig nicht mehr für den ÖPNV zur Verfügung steht.

Vor 3 Jahren stellte die Kreisverwaltung ihr Modellprojekt „Salzlandkreis im Takt“ beim Bundesamt für Güterkraftverkehr vor. Dafür hatte der Salzlandkreis eine Idee zur Aufwertung des öffentlichen Nahverkehrsangebot für die Kreisstadt entwickelt, welche den Ersatzneubau der jetzigen Fußgängerbrücke in Bernburg betraf.

Im Rahmen des Bundesförderprogramm „Modellprojekte zur Stärkung des ÖPNV“ sollten etwa 2,6 Millionen Euro im Salzlandkreis für das eigene modellhafte Vorhaben und die Umsetzung veranschlagt werden. Mit Beteiligung des Bundes würde sich auch das Land beteiligen, so könnten bis zu 95 Prozent der förderfähigen Ausgaben darüber abgerechnet werden.

Auf Nachfrage im Mai 2023 wurde mitgeteilt, das es für dieses Projekt zum Förderantrag des Salzlandkreises keine Zustimmung beim Bundesamt für Güterverkehr in Köln gab. Bereits im September 2021 erhielt der Salzlandkreis eine Ablehnung – ohne Begründung.

Weiter heißt es: "Das kommt vor und eine Verwaltung muss damit leben. Weil das Ziel der Maßnahme aber weiter verfolgt wird und die eigenen finanziellen Möglichkeiten deutlich übersteigt, sucht der Salzlandkreis seitdem gemeinsam mit der Stadt Bernburg weiter nach einem geeigneten Förderprogramm zur Umsetzung."

Der Salzlandkreis hatte auf 29 Seiten mit einer digitalen Projektskizze das Modellprojekt „Salzlandkreis im Takt“ beim Bundesamt für Güterkraftverkehr vorgestellt.

Mit den Vorleistungen aus einem Demografieprojekt zur Mobilität, auf Grundlage seiner „Zukunftsstrategie Salzlandkreis 2030“ und mit den wertvollen Erfahrungen aus dem Modellvorhaben „Langfristige Sicherung von Daseinsvorsorge und Mobilität“ sieht der Salzlandkreis berechtigte Chance auf Berücksichtigung.

Hintergrund: „Wir stellen hier bewusst den umweltfreundlichen ÖPNV gegenüber dem Autoverkehr in den Vordergrund. Eine neue, tragfähige Brücke kann den Stadt- und Regionalverkehr im Norden der Kreisstadt aufnehmen und Reisezeiten verkürzen“, sagt Landrat Markus Bauer. Zunächst soll im Stadtverkehr das Basisangebot gestärkt werden, ausgerichtet auf Seniorinnen und Senioren für Einkauf und Freizeit. Über das vertaktete Angebot soll auch der Schülerverkehr weitgehend organisiert werden.

„Die Verknüpfung von Bus- und Bahnverkehr im kurzen Takt schafft nochmals Synergien, die wir für unseren Wohn- und Wirtschaftsstandort nutzen wollen. Ich erinnere auch an das Projekt Salzlandbahn, mit dem wir S-Bahn-ähnlich gerade Berufspendlern nach Halle und Magdeburg ein attraktives Angebot schaffen bis 2030“, ergänzt der Landrat.

Wenn das Bundesamt für Güterkraftverkehr die vorgelegte Projektskizze positiv wertet, hat der Salzlandkreis Aussicht auf Förderung aus der nationalen Klimaschutzinitiative. Im Bundeshaushalt sind für das Förderprogramm „Modellprojekte zur Stärkung des ÖPNV“ für das laufende und die kommenden Haushaltsjahre aktuell rund 250 Millionen Euro veranschlagt. Etwa 2,6 Millionen Euro werden wohl gebraucht im Salzlandkreis für das eigene modellhafte Vorhaben und die Umsetzung bis 2024. Wenn mit dem Bund auch das Land sich beteiligt, können bis zu 95 Prozent der förderfähigen Ausgaben darüber abgerechnet werden.

Aus Eigenmitteln kann die Stadt Bernburg den Ausbau nicht leisten. Deshalb will der Projektträger Salzlandkreis in enger Zusammenarbeit mit der Stadt hier unterstützen. Eine Vereinbarung soll geschlossen werden, die auch die künftige Unterhaltung der Brücke durch die Stadt regelt.

Denn gemeinsam mit dem Neubau der Rendezvous-Haltestelle und der Einführung des Halbstunden-Taktes soll der Stadtverkehr neu aufgestellt werden. Im engen Zusammenhang wird im Regionalverkehr ein durchgängiger Zweistundentakt eingeführt. Durch die Anbindung an die zentrale Umsteigehaltestelle im Stadtgebiet kann nahezu jedes Ziel innerhalb der Stadt und im weiteren Umfeld erreicht werden. Die Verknüpfungen einzelner Orte zum jeweiligen Grund- bzw. Mittelzentrum ist sicherlich das grundlegende Ziel, und das Vorhalten überregionaler Angebote mit Anbindung an das Schienennetz.

Das skizzierte Modellprojekt „Salzlandkreis im Takt“ sieht dafür auch den Ersatzneubau der Marktbrücke in Bernburg vor, die 1984 für Fußgänger konzipiert und gebaut wurde. Deshalb ist eine Nutzung durch den ÖPNV nur ausnahmsweise mit einer Tonnagebeschränkung möglich. Mittel- und langfristig steht zu befürchten, dass die Brücke ohne Neubau nur für Kleinbusse beziehungsweise gar nicht mehr für den ÖPNV zur Verfügung steht.

Dabei soll doch der öffentliche Personennahverkehr im Salzlandkreis spürbar verbessert werden. „In unserem ÖPNV-Konzept zur Mobilität geht es inhaltlich darum, neue Lösungsansätze und Strategien aufzuzeigen für unsere besonders von der demografischen Entwicklung betroffene Region. Ausgehend von Bernburg wollen wir sie ausweiten auf das gesamte Kreisgebiet. Denn wenn wir den motorisierten Individualverkehr stärker auf den ÖPNV verlegen und so zum Klimaschutz beitragen wollen, brauchen wir ganz klar attraktive Angebote, für die wir auch aktiv werben“, meint der für Kreisentwicklung, Wirtschaft, Tourismus und Verkehr zuständige Fachdienstleiter der Verwaltung, Tilo Wechselberger.