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Lesung mit Sahra Wagenknecht

Sahra Wagenknecht liest aus ihrem Gegenprogramm für Gemeinsinn und Zusammenhalt

Sahra Wagenknecht liest aus ihrem Gegenprogramm für Gemeinsinn und Zusammenhalt

 

Sie entwickelt in ihrem Buch ein Programm, mit dem soziale Politik wieder mehrheitsfähig werden kann.

 

Zum Buch: Der gesellschaftliche Zusammenhalt zerfällt, aus dem Miteinander ist ein zunehmend feindseliges Gegeneinander geworden. Ob Flüchtlings‐, Klima‐ oder Corona‐Debatte – man empört sich, moralisiert gern. Ernsthaft argumentiert und respektvoll gestritten wird dagegen nur noch selten.

 

Wer die Verantwortung für die Spaltung der Gesellschaft allein bei den Rechten sucht, sieht nur die halbe Wahrheit, sagt Sahra Wagenknecht. Ihre These: Der moderne Linksliberalismus ist weder links noch liberal. Individualismus, Identitätspolitik und Kosmopolitismus reflektieren die Interessen und das Lebensgefühl der akademischen Mittelschicht der Großstädte und gehen an den sozialen Bedürfnissen und kulturellen Werten der Arbeiter, der Geringverdiener im Servicebereich und der klassischen Mittelschicht vorbei. Indem SPD und Linke sich auf den linksliberalen Irrweg eingelassen haben, haben sie sich ihrer einstigen Wählerschaft entfremdet, die Grünen auf geradezu unterwürfige Weise als Avantgarde akzeptiert und die AfD zur führenden »Arbeiterpartei« gemacht. Damit haben sie den Neoliberalismus politisch zementiert und sich von der Chance auf eigene Mehrheiten weit entfernt.

 

Wagenknecht durchleuchtet die Hintergründe und Ursachen für den Wandel der linken Parteien in den westlichen Ländern im Verlauf der letzten Jahrzehnte. Ihr geht es darum, was das heißt: Linkssein im 21. Jahrhundert. Und: Was sollte die moderne Linke von einem aufgeklärten Konservatismus lernen? Die im zweiten Teil des Buches skizzierte Programmatik wäre in den Augen der Autorin die einer modernen sozialen Volkspartei.

 

Sahra Wagenknecht plädiert für eine Linke, die traditionelle Gemeinschaftswerte verteidigt, statt sie moralisch verächtlich zu machen. Sie stellt die Fortschrittserzählung des Linksliberalismus infrage, nach der die Entwicklung der letzten Jahrzehnte die westlichen Gesellschaften vor allem offener und liberaler gemacht hat. Was wir erleben sei keine fortschreitende Liberalisierung, sondern eine Re‐Feudalisierung. Diversity‐Rummel und Frauenquoten änderten nichts daran, dass junge Frauen und Männer aus ärmeren Familien heute weit weniger Zugang zu guter Bildung, sozialem Aufstieg und Wohlstand haben als noch vor dreißig Jahren. Die saturierte Lifestyle‐Linke lebt nur noch in ihrer eigenen Filterblase.

 

Die Autorin macht klar, dass wir ein neues Miteinander brauchen, denn ohne Zusammengehörig‐ keitsgefühl und Vertrauen verlieren Demokratie und Sozialstaat ihr wichtigstes Fundament. Sie zeigt, warum der Kapitalismus innovationsfaul geworden ist und wie wir diese Situation überwinden können. Sie plädiert für einen anderen Weg der Digitalisierung. Wagenknecht ist überzeugt: Die Umsetzung ihres Programms für mehr Gemeinsinn und Zusammenhalt würde die Lebensverhältnisse der großen Mehrheit verbessern und die gesellschaftliche Spaltung überwinden helfen.

 

Zur Autorin: Sahra Wagenknecht ist promovierte Volkswirtin, Publizistin und Politikerin, Mitglied des Bundestags für die Partei Die Linke, für die sie auch im Europäischen Parlament saß. Von 2010 bis 2014 war sie Stellvertretende Parteivorsitzende, von 2015 bis 2019 Vorsitzende der Linksfraktion. Bei Campus sind ihre Dissertation »The Limits of Choice« und ihre Bücher »Freiheit statt Kapitalismus« (2012), »Reichtum ohne Gier« (2016/2018) und »Die Selbstgerechten« (2021) erschienen.

 

Wann?
Donnerstag, 12 Oktober 19:30 - 21:00
Wo?
Salzlandtheater
Tränental 6, 39418 Staßfurt
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