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Zertifizierung im Salus-Fachklinikum Bernburg

Foto: Gemeinsame Freude über die erfolgreiche Zertifizierung: Die Teams der Station P3 (Bild Team_DBT-Station) sowie der psychiatrischen Institutsambulanz (Bild Team_Institutsambulanz) erfüllen mit ihrer interdisziplinären Arbeit die anspruchsvollen Kriterien, die der Verleihung des DBT- Gütesiegels zugrunde liegen.


Das Salus-Fachklinikum Bernburg hat als erste Einrichtung in Sachsen-Anhalt eine Qualitätszertifizierung für die Anwendung der Dialektisch Behavioralen Therapie (kurz: DBT) erhalten. Es handelt sich dabei um ein wissenschaftlich fundiertes psychotherapeutisches Konzept zur Behandlung von Menschen, die von der Borderline-Störung betroffen sind. Das Verfahren kann auch bei anderen psychischen Erkrankungen eingesetzt werden, die mit starker emotionaler Instabilität einhergehen.

 

Das Gütesiegel wird vom deutschen DBT-Dachverband auf Basis einer tiefgründigen fachlichen Prüfung verliehen. Dabei sind anspruchsvolle Kriterien zu erfüllen. Sie beziehen sich u.a. auf konzeptionelle Grundlagen, die Besetzung mit qualifiziertem Personal, Behandlungskapazitäten und Mindestfallzahlen. Ebenso ist die Kombination multimodaler Therapiebausteine nachzuweisen, darunter DBT-Einzel- und Gruppentherapien sowie angeleitete Selbsthilfe-Stunden. Auch regelmäßige Besprechungen im Behandlungsteam, Weiterbildungen und Supervision werden vorausgesetzt. Die Zertifizierung im Fachklinikum Bernburg bezieht sich auf die stationäre DBT-Behandlungseinheit mit 18 Plätzen sowie auf das entsprechende Therapieangebot der psychiatrischen Institutsambulanz (PIA) mit aktuell 16 Plätzen.

 

„Wir freuen uns sehr über diese wertvolle Anerkennung unserer Expertise und Erfahrung, das ist eine großartige Teamleistung“, verweist die Ärztliche Direktorin Dr. Antje Möhlig auf die intensive Arbeit, die der Auszeichnung vorausgegangen ist und bereits im Jahr 2014 begann. „Dabei ist zu berücksichtigen, dass die Umsetzung des DBT-Konzepts nicht nur fachlich-methodische Qualifikationen erfordert. Genauso wichtig ist eine gemeinsame therapeutische Grundhaltung, die von Empathie und Wertschätzung gegenüber den Patienten getragen wird“, beschreibt sie den Aufbau von motivierten Behandlungsteams als Prozess, der vor allem vom Bestreben um wirksame Hilfen für Borderline-Betroffene geprägt ist. „Menschen mit dieser oftmals schwer und quälend verlaufenden psychischen Erkrankung haben es unglaublich schwer, eine psychotherapeutische Behandlung zu finden, die auf ihre Bedürfnisse und Probleme zugeschnitten ist“, macht Frau Dr. Möhlig auf eine mangelhafte Versorgungssituation aufmerksam. Vor diesem Hintergrund bewähre sich das vernetzte DBT-Behandlungskonzept, wie es im Fachklinikum Bernburg mit stationären, tagesklinischen und ambulanten Angeboten entwickelt wurde. Um die Methode regional noch tiefer zu verankern, werde der Kontakt zu anderen Behandlern und psychosozial tätigen Institutionen u.a. im Rahmen von jährlichen DBT-Netzwerktreffen gepflegt. „Wir sind inzwischen nicht nur in unserer Versorgungsregion, sondern auch für Patientinnen und Patienten aus angrenzenden Bundesländern zu einem wichtigen Anlaufpunkt geworden. Die Zertifizierung durch den DBT-Dachverband ist auf diesem Weg ein Meilenstein, der uns bestärkt.“

 

Im Zentrum der Borderline-Erkrankung steht eine gestörte Affektregulation. Sie geht mit hoher emotionaler Verletzbarkeit, extremen Gefühlsschwankungen und Selbstwertproblemen einher. Die Beziehungen zu anderen Menschen sind häufig durch Verlustängste, Trennungen und Wiederannäherungen belastet. Betroffene leiden unter unerträglichen Anspannungszuständen, die sie z. B. durch Selbstverletzung oder Fremdaggressivität beenden. Vielfach fühlen sich die zumeist jungen Patientinnen und Patienten innerlich leer, werden von Scham-, Schuld- und Ohnmachtsgefühlen beherrscht.

 

Was die Ursachen der Borderline-Störung betrifft, geht man heute von einem biopsychosozialen Zusammenwirken von genetischen Faktoren und umweltbezogenen Einflüssen wie z. B. frühen seelischen Verletzungen aus. Der Langzeitverlauf kann, wie Studien belegen, durch störungsspezifische Psychotherapie-Verfahren positiv beeinflusst werden. Dabei eröffnet insbesondere die DBT nach Marsha Linehan gute Chancen auf einen Zugewinn an Lebensqualität: Betroffene lernen, mit den emotionalen Extremen zwischen Hoch und Tief, Nähe und Distanz, mitunter sogar Leben und Tod besser umzugehen. Dafür werden in der DBT-Therapie Fertigkeiten, sogenannte Skills, vermittelt. Sie helfen und bestärken, die inneren Krisenzustände abzubauen, ohne sich selbst oder andere zu schädigen. Es werden Strategien trainiert, mit denen die Patient*innen lernen können, ihre Gefühle im ersten Schritt zu akzeptieren und bei Bedarf auch zu regulieren. Zu weiteren Therapiezielen gehören zumeist die Verbesserung zwischenmenschlicher Beziehungen und die Stärkung des Selbstwertgefühls.

 

Das Salus-Fachklinikum Bernburg ist ein Therapiezentrum mit Kliniken für Allgemeinpsychiatrie und Psychotherapie, Abhängigkeitserkrankungen, Gerontopsychiatrie sowie Kinder- und Jugendpsychiatrie, -psychosomatik und –psychotherapie. Es verfügt am Standort Bernburg über 225 vollstationäre Betten, davon 165 im Erwachsenen- sowie 60 im Kinder- und Jugendbereich. Außerdem sind im Krankenhausplan 142 tagesklinische Plätze ausgewiesen, davon 66 für Erwachsene sowie 76 für Kinder und Jugendliche. Die Tageskliniken für erwachsene Patienten werden in Bernburg und Köthen geführt, für Kinder und Jugendliche in Bernburg, Dessau-Roßlau und Wittenberg. Die Behandlungskonzepte sind nach Indikationen bedarfsgerecht ausdifferenziert, wobei ein ganzheitlich orientierter Ansatz verfolgt wird, der auch die unterschiedlichen sozialen Lebensumstände der Patienten berücksichtigt. Eine umfangreiche ambulante Behandlung wird durch die psychiatrische Institutsambulanz mit Spezialisierungen innerhalb der Kliniken, die Notfallambulanz am Klinikstandort sowie ein Medizinisches Versorgungszentrum am Klinikstandort und im Zentrum der Stadt Bernburg sichergestellt. Informationen zum Fachklinikum unter www.salus-lsa.de.