Am 30. September 2017 beging das Capitol Kino Bernburg seinen 90. Geburtstag. Es gehört zu den ältesten noch bespielten Filmtheatern Deutschlands im Stil des Art Déco.
Am 30. September 2017 feierte das Capitol Kino Bernburg seinen 90. Geburtstag. Es gehört zu den ältesten noch bespielten Filmtheatern Deutschlands im Stil des Art Déco. Im Jahr 2010 erwarb es die holländische Familie van der Merwe und investierte in zeitgemäße Digitaltechnik rund 250.000 Euro. Den beiden Mitarbeitern Maik Erdmann und Normen Strohmeyer zufolge, entwickeln sich seit dem die Besucherzahlen wieder prächtig. Sonderaktionen und Auftritte von Filmstars füllen die den großen Kinosaal regelmäßig.
Ob Marijke Amado, Gojko Mitic, Christel Bodenstein, Chris Doerk, Claudia Schmutzler, Karin Ugowski oder Elsterglanz, sie alle waren schon zu Besuch. Im Dezember hat sich auch der 66 jährige Schauspieler Pavel Trávníček, der Prinz des Films „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ angesagt.
Die Geschichte des Lichtspieltheater CAPITOL begann am 14. November 1927, der Architekt Ottomar Tschakert weihte das „Capitol“ ein. Schon lange vorher gab es Kinos in Bernburg, die Nachfrage war sehr groß und so wurden immer mehr und größere Kinos gebaut. Das Capitol hatte knapp 1000 Sitzplätze, indirekte Beleuchtung, eine Klimaanlage, eine Kleinkunstbühne und eine für die damalige Zeit ungewöhnlich große Leinwand (größer als die bis zum heutigen Zeitpunkt erhaltene Leinwand).
Selbstverständlich war die Ausstattung für die Vorführung von Stumm- und Tonfilmen von bester Qualität. Mit der Weiterentwicklung der Tonfilme wurde die an sich schon „tolle Akustik“ des Saales durch Bespannen der Wände mit Stoff vervollkommnet. Die Leinwand konnte jeweils mit zwei verschiedenfarbigen Vorhängen verdeckt werden und es wurden von Zeit zu Zeit Musikveranstaltungen dargeboten. Link und rechts neben der Bühne befanden sich die Bühnenzimmer, auch ein Orchestergraben war vorhanden.
Anlässlich der Eröffnung am 14. November 1927 wurde der Film von der Entstehungsgeschichte des Capitols gezeigt, bevor die 560 Gäste den Film „Der Meister von Nürnberg“ sahen. Den Ton lieferte das zwölfköpfige Hausorchester unter der Leitung von Kapellmeister Mann. Ottomar Tschakert starb am 2. August 1943 und musste so die Enteignung seines Lebenswerkes „zum Glück“ nicht mehr miterleben. In den darauf folgenden Jahren wurde das „Capitol“ mehrfach umgebaut und weiterentwickelt. 1960 wurden Bühnenraum und Tonanlage erstmals umgebaut und der Orchestergraben verschwand. 1964 wurde dann ein Komplettumbau durchgeführt, wobei der Rang sowie Saalbereich erneuert wurden, neue Farben und Stoffe gaben dem Saal ein neues Gesicht - die Leinwand wurde verkleinert. Ende 1964 wurde das „Capitol“ im neuen Glanz wiedereröffnet.
Ab dem 30. September1985 bis 1986 wurde das „Capitol“ dann nochmals rekonstruiert, hierbei wurde die im Obergeschoss befindliche „Cafebar“ entfernt und es entstand das „Clubkino“. Die Sitze wurden komplett gewechselt und eine neue Heizungsanlage wurde eingebaut. Das Highlight dieses Umbaus war natürlich die "Visions-Bar ", die bis zum heutigen Zeitpunkt ein einzigartiger Zuschauermagnet ist. Im Sommer 1986 wurde das Capitol wiedereröffnet und wurde zugleich eines der Festivaltheater der ehemaligen DDR. Ab diesen Zeitpunkt gab es auch in regelmäßigen Abständen die legendären Filmdiskos im Saal des Capitols. Bis März 1989 lief das „Capitol“ dann weiter durch Führung der Filmdirektion Halle; durch die Wende ging es im Jahr 1990 dann nach 45 Jahren wieder in Privatbesitz über. Am 1.Juni 2006 gab es zum Kindertag die erste Filmdisko nach 16 Jahren, 250 Kinder tanzten und spielten im Capitol Bernburg.
Im März stand eine kleine Anzeige am Eingang des Kinos. Darauf stand: Kino zu verkaufen. Nach Kontaktaufnahme mit dem Bürgermeister der Gemeinde Biendorf und zahlreichen Gesprächen mit der Stadt Bernburg entschloss sich die gebürtige Holländerin Frau van de Merwe zum Kauf des Kinos. Die neue Eigentümerin aus Biendorf erinnert sich an ihren ersten Kinobesuch in Bernburg "Mr Bean" und verliebte sich sofort in das Kino. Am 17. Juni 2010 war die offizielle Übergabe, dazu wurden die Besucher mit einen Sektempfang begrüßt. Der Stellvertreter des Oberbürgermeisters und Dezernent für Soziales, Jugend, Kultur, Schulen und Sport Paul Koller eröffnete das Wort und berichtete darüber, dass ein Kino ebenso kulturell wichtig für die Bewohner einer Stadt ist, wie ein Theater. Einen kleinen Rückblick auf die Geschichte des Kinos, aber auch die Veranstaltungen in der Vergangenheit, stimmte die Besucher nachdenklich. Nach einer kurzen Pause ergriff die neue Besitzerin Frau van de Merwe das Wort und verabschiedete nach 18 Jahren die nun ehemalige Besitzerin Frau Füßinger mit einem großen Blumenstrauß. Zahlreiche Stammgäste gratulierten und wünschten einen Aufschwung für das historisch einmalige Kino. In einem Gespräch mit der neuen Besitzerin erfuhren wir was mit dem Kino, welches im Ursprung als Art Deko Theater gebaut wurde, geschehen wird. Das Angebot wird aktueller werden und größer. So ist es auch vorstellbar, nach Umbaumaßnahmen der Bühne weitere kulturelle Veranstaltungen wie Sänger und Alleinunterhalter, aber auch Kabarett oder ähnliche Angebote den Besuchern bieten zu können und somit das Freizeitangebot der Bewohner Bernburgs zu erhöhen.
Nach und nach wurden im Kino die alten Stuhlreihen entfernt und durch neue bequeme Sitze ersetzt. Um mit anderen Kinos mitzuhalten, wurde 2012 wurde die neuste digitale Kinotechnik eingebaut, das 3D-Kino verhalf schließlich dem Capitol dem Durchbruch!
Ein Blick in den Vorführraum
Um ein "Flackern" der Bilder zu reduzieren, wird das zusammengehörige linke und rechte Bild zweimal dreimal (Triple-Flash) wiederholt. Der Projektor liefert somit bis zu 144 Bilder pro Sekunde. Bei dem im Capitol Bernburg angewendeten Verfahren (Polarisationsverfahren) wird nur ein Projektor benötigt. Durch einen aktiven Polfilter, der vor das Objektiv des NEC-Projektores geschaltet wird, werden die Wellen des Lichtes aufgeteilt - polarisiert. Durch eine passive Brille wird sichergestellt, dass an das linke Auge nur die eine Wellenrichtung und an das rechte Auge die gegenüberliegende Wellenrichtung gelangt.
Die neuen Kinoprojektoren der Firma NEC mit einer Leuchtstärke von bis zu 33.000 Lumen haben endgültig das analoge Zeitalter ablöst. Diese Technik verspricht ein ganz neues Kinoerlebnis, der Besucher sitzt mitten im Film. Mit bisheriger Technik wurden nur 24 Bilder/ sek. gezeigt. Die neue Technologie bringt Bilder in bisher nicht gekannter Präzision auf die Leinwand. Satte Farben, ein gestochen scharfes und extrem ruhiges Bild zeichnen diese neue Form des Kinos aus. Auch ist ein eventuell möglicher Qualitätsverlust, bedingt durch die mechanische Beanspruchung des herkömmlichen Filmmaterials, nach häufigen Abspielen unmöglich. Neben neuen Projektoren und Leinwänden im Kino 1 und 2 wurde auch die gesamte Tontechnik erneuert. Künftig werden die Filme im Dolby surround 7.1 zu hören sein.
Die gesamten Investitionskosten im Kino Capitol belaufen sich auf rund 250.000 Euro. Ein Teil davon kann durch das Förderprogramm des Landes zur Digitalisierung von Filmtheatern in Sachsen-Anhalt realisiert werden. Der größte Teil hingegen ist dem Engagement der Familie van de Merwe zu verdanken. Zusammen mit der FFA wurde das Förderprogramm entwickelt, so dass die Inanspruchnahme von drei sich ergänzenden Förderprogrammen gewährleistet ist. Damit hat das Land einen wichtigen Schritt für die Erhaltung einer vielfältigen Kinolandschaft in Sachsen-Anhalt getan. Die Anfänge des 3D Kinos gehen sehr weit zurück. Schon in den 50er Jahren wurde in den USA versucht, das 3D Kino zu etablieren. Doch durch sehr teure Kameratechnik und Probleme bei der Projektion schaffte die 3D Technik nicht den erwarteten Durchbruch. Damals wurden die 3D Filme auf zwei verschiedenen Rollen geliefert, die eine enthält das Bild für das linke Auge, die andere für das rechte Auge. Allerdings mussten beim Abspielen beide Projektoren absolut synchron laufen. Wenn dies nicht der Fall war, konnten die Zuschauer nur ein Bilderchaos verfolgen. In einigen Jahren werden Kinofilme nicht mehr als Filmrollen in die Kinos geliefert. Die seit der Urzeit des Kinos bis heute genutzte Projektionstechnik wird endgültig auslaufen. Anstelle teurer Filmkopien, die in chemischen Kopierwerken aufwändig hergestellt werden müssen, werden die Kinos von den Verleihern digitale Speichermedien erhalten.
Ein Blick in die abgehängte Deckenkonstruktion
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