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Impfstoffknappheit: Landesweite Terminvergabe wenig zielführend

Impfstoffknappheit setzt enge Grenzen bei der Umsetzung. Salzlandkreis setzt auf 3-Säulen-Modell bei der Impfung gegen das neuartige Corona-Virus.


Die Nachfragen nach Terminen im Impf- und Logistikzentrum des Salzlandkreises in Staßfurt sind auch am Wochenende enorm. Selbst die nicht für die Terminvergabe zuständige Kreisverwaltung erhielt über verschiedene Stellen Anfragen aus vielen Teilen Sachsen-Anhalts. Landrat Markus Bauer erklärt deshalb: „Ich habe großes Verständnis für die Nachfragen. Allerdings sind alle möglichen Termine in den ersten Wochen vollständig vergeben. Auf Grund des noch nicht ausreichend zur Verfügung stehenden Corona-Impfstoffs können wir nicht mehr Termine anbieten. Das würde falsche Erwartungen wecken.“

 

Als problematisch bezeichnet der Landrat auch einige Vorgaben der Coronavirus-Impfverordnung. Da territoriale Begrenzungen bzw. Konkretisierungen zur Durchführung in der Verordnung fehlen, können auch Bürgerinnen und Bürger mit Hauptwohnsitz außerhalb des Salzlandkreises Termine im Impfzentrun in Staßfurt erhalten. „Damit erreichen wir in den ersten Wochen gezwungenermaßen weniger Bürgerinnen und Bürger aus unserem eigenen Landkreis.“

 

Tatsächlich wurden nach Angaben des Impfzentrums rund 25 Prozent der Terminbuchungen von Menschen aus anderen Landkreisen oder kreisfreien Städten vergeben, während die Anzahl der zur Verfügung stehenden Impfdosen vom Anteil des Salzlandkreises an der Gesamtbevölkerung im Land abhängt.

 

Wenig zielführend sei laut Landrat auch, Menschen aus dem Salzlandkreis zur Impfung über die 116 117-Hotline des Gesundheitsministeriums in andere Regionen zu lotsen. „Gerade unseren älteren Menschen sind längst nicht mehr so mobil. Da entsteht dann natürlich Angst.“

 

Auf die Probleme hatte der Landrat bereits am Donnerstag in einer Konferenz der Landkreise Ministerpräsident Reiner Haseloff und Gesundheitsministerin Petra Grimm-Benne hingewiesen. Er erklärte dabei nach eigenen Angaben auch, dass die Internetseite zur Terminvergabe noch nicht ausgereift ist.

 

Überlegungen, die nach der Coronavirus-Impfverordnung zuerst zu impfenden Personen über 80 Jahre selbst mit einem Terminvorschlag anzuschreiben, spielen beim Salzlandkreis indes keine Rolle. Anders als etwa kreisfreie Städte mit eigener Meldebehörde verfüge die Kreisverwaltung nicht über eigene Datensätze, erklärt der Landrat. Diese müssten die Städte und Gemeinde zunächst zur Verfügung stellen. Das koste wertvolle Zeit. Zudem sei eine Rechtsgrundlage dafür derzeit nicht bekannt.

 

Markus Bauer fordert, die Terminvergabe den Landkreisen und kreisfreien Städten zu übertragen. „So können wir besser gewährleisten, allen Menschen im Landkreis schnell und vor allem nahe des eigenen Wohnorts ein Impfangebot gegen das Corona-Virus unterbreiten zu können.“

 

Der Salzlandkreis setzt dabei auf ein 3-Säulen-Modell. Neben den bereits seit Ende Dezember im Einsatz befindlichen mobilen Impfteams und dem Impfzentrum sollten nach der Überzeugung des Landrats die Hausärzte in die Impfkampagne einbezogen werden. Erste Gespräche dafür sind bereits geführt worden. „Wir haben engagierte Hausärzte. Die Bereitschaft ist vorhanden“, sagt der Landrat.

 

Für diese strategische Ausweitung sprechen laut Landrat einige gute Gründe. „Die Hausärzte kennen ihre Patienten am besten. Dieses Vertrauensverhältnis ist gerade bei einem neuen Impfstoff von großer Bedeutung.“ Daneben müsse man auch die Ressourcen im Impfzentrum in Staßfurt im Blick behalten.

 

Seit Wochen arbeitet der Salzlandkreis mit verschiedenen Hilfsorganisationen zusammen, um den Betrieb des Impfzentrums ab dem morgigen Montag vorzubereiten. „Dafür werden vor allem die ehrenamtlich Tätigen von ihren Arbeitgebern freigestellt. Das darf mit Blick auf die wirtschaftlichen Belange kein Dauerzustand werden“, sagt Markus Bauer.

 

Sofern genügend Impfstoff zur Verfügung steht, ist der Salzlandkreis bereit, die Impfdosen logistisch in der Fläche zu verteilen. Die Infrastruktur dafür sei in der Kreisverwaltung vorhanden und funktioniere. „Das haben wir bei der schnellen Verteilung der Schnelltests bereits bewiesen.“ Er betont: „Wir müssen weiter daran arbeiten, Barrieren für die unterschiedlichen Generationen abzubauen.“


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Kommentare: 1
  • #1

    L.N. (Dienstag, 12 Januar 2021 00:31)

    Ich kann Herrn Landrat Bauer nur zustimmen. Es wäre besser wenn die Terminvergabe die Landkreise übernehmen würden. So würden
    der zur Verfügung stehende Impfstoff auch an die Menschen des Landkreises gehen.
    Eine Frage steht für mich aber noch offen. Wie erfahre ich wann die erste Gruppe durchgeimpft ist und Termine für die zweite Gruppe
    vergeben werden. Jeden Tag mindestens 10x die Hotline anrufen?