· 

Bundeswehrsoldat zum Einsatz in der Heimat

Foto: Marko Jeschor
Foto: Marko Jeschor

Zum Bild: Marco Schmoldt (l.) vom Gesundheitsamt des Salzlandkreises und der Bundeswehrsoldat Mathias Riemey besprechen die Kontaktermittlung eines Falls.


Seit einem halben Jahr helfen Bundeswehrsoldaten im Salzlandkreis bei der Pandemie-Bekämpfung. Der Oberstabsgefreite Mathias Riemey ermittelt Kontakte im Gesundheitsamt, um Infektionsketten zu unterbrechen. Besonders ist für ihn der Einsatz, weil er aus dem Salzlandkreis stammt.

 

„Vor unseren ersten Telefonaten mit positiv getesteten Personen und unmittelbaren Kontaktpersonen waren wir alle schon sehr aufgeregt“, erinnert sich der Bundeswehrsoldat Mathias Riemey. Das war Anfang Dezember 2020. Damals war er von der Bundeswehr zur Unterstützung des Gesundheitsamts des Salzlandkreises entsandt worden. Heute, mehr als zwei Monate später hat der Oberstabsgefreite eine gewisse Routine entwickelt bei der telefonischen Kontaktnachverfolgung.

 

Die führt der 34-Jährige aus Ilberstedt durch, um Kontakte von Infizierten zu ermitteln und Quarantäne-Anordnungen zunächst mündlich auszusprechen. Auch wenn jedes der täglich Duzenden Gespräche mit Betroffenen anders verläuft, die Zielstellung bleibt immer gleich: mögliche Infektionsketten unterbrechen, um die Ausbreitung des Corona- Virus bestmöglich zu verhindern.

 

Mathias Riemey ist einer von aktuell sechs Soldaten des Logistikbataillons 171 Sachsen- Anhalt aus Burg, die die Bundeswehr im Rahmen der Aktion „Helfende Hände“ dem Gesundheitsamt als zusätzliche Unterstützung geschickt hat, um die zwischenzeitlich sehr hohen Infektionszahlen im Salzlandkreis in den Griff zu bekommen.

 

Daneben sind weitere Bundeswehrsoldaten auch im Impf- und Logistikzentrum des Salzlandkreises in Staßfurt eingesetzt, wo sie bei der Anmeldung von Impfberechtigten helfen und notwendige Zweittermine vergeben. Seit vergangenen August kann die Kreisverwaltung auf die Unterstützung der Bundeswehr zählen. Neben der Kontaktnachverfolgung nahmen speziell ausgebildete Soldaten auch Rachen- und Nasenabstriche im Test- und Fieberzentrum des Salzlandkreises in Bernburg.

 

Zwar hatte Landrat Markus Bauer im Rahmen des Pandemie-Managements strategisch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus allen Fachdiensten der Kreisverwaltung abgezogen, um das Gesundheitsamt zu verstärken. Jede externe Hilfe war und ist dennoch willkommen angesichts der vielfältigen Aufgaben, die neu hinzugekommen sind. „Ich habe immer gesagt: Diese Krise können wir nur gemeinsam bewältigen. Deswegen bin ich dankbar für die Unterstützung der Bundeswehr“, sagt der Landrat.

 

In Krisengebieten eingesetzt war der Oberstabsgefreite Mathias Riemey in seinen fast 13 Jahren bei der Bundeswehr häufiger. Fünf Mal diente er Deutschland im Ausland. Dort war der gelernte Baustoffprüfer gemeinsam mit seinen Kameradinnen und Kameraden des Logistikbataillons unter anderem für die Be- und Entladung von Flugzeugen zuständig. Sein Einsatz für seine Heimatregion stellt insofern für ihn eine Besonderheit dar. „Ich bin hier groß geworden. Natürlich freut man sich noch mehr, helfen zu können.“ Nach zwei Monaten im Einsatz im Salzlandkreis bezeichnet er die Arbeitsatmosphäre als familiär.

 

Fregattenkapitän Michael Hinz, Kommandeur der Clausewitz-Kaserne in Burg, zeigte sich bei einem Besuch seiner Soldatinnen und Soldaten vor einigen Tagen sehr zufrieden. „Im Vergleich zu ihrer normalen Tätigkeit müssen sie völlig neue Anforderungen erfüllen. Ich freue mich darüber, wie gut meinen Soldatinnen und Soldaten das gelingt. Und ich freue mich, dass die Zusammenarbeit mit den zivilen Behörden insgesamt hervorragend funktioniert.“

 

Insgesamt sind derzeit rund 390 Soldaten des Logistikbataillons in den Landkreisen und kreisfreien Städten im Rahmen der Amtshilfe im Einsatz. Sie unterstützen dabei nicht nur die für den Infektionsschutz zuständigen Verwaltungen, sondern packen auch in Einrichtungen der Alten- und Behindertenpflege mit an.

 

Die hervorragende Zusammenarbeit kann unterdessen auch Marco Schmoldt, der zuständige Sachgebietsleiter für den Infektionsschutz beim Salzlandkreis, bestätigen. „Die Soldatinnen und Soldaten arbeiten äußerst zielorientiert. Das hilft enorm, gerade bei der Vielzahl von Infektionsfällen, die wir in den vergangenen Monaten zu bearbeiten hatten.“ Dabei sei es egal, ob sie bei der Kontaktermittlung mit einer Privatperson sprechen oder beispielsweise einem Geschäftsführer einer Firma.

 

Über 14 400 Mal sprachen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Gesundheitsamts seit Beginn der Pandemie Quarantäne-Anordnungen aus, die meisten davon innerhalb kürzester Zeit ab November, als die Infektionszahlen auch im Salzlandkreis stiegen. Zuletzt gaben Corona-Infizierte deutlich weniger Personen an, zu denen sie engeren Kontakt vor ihrem positiven Test hatten. Zumeist handelt es sich nach den Erfahrungen der Ermittler um Familienangehörige oder Arbeitskollegen, wie Bundeswehrsoldat Riemey erklärt.

 

Generell werden enge Kontaktpersonen nach den Kriterien des Robert-Koch-Instituts ermittelt. Dazu zählen die, die mit einem amtlich registrierten Corona-Infizierten ohne ausreichend Abstand oder Maske länger als 15 Minuten Kontakt hatten.

 

Wie lange der 34-Jährige noch in der Heimat unterstützt, lässt sich aktuell noch nicht abschätzen. Das hängt maßgeblich vom Infektionsgeschehen und dem damit verbundenen Aufgaben ab. Klar ist für ihn unterdessen bereits, dass er sich nach seiner Karriere bei der Bundeswehr vorstellen kann, weiter in einer zivilen Behörde zu arbeiten. „Nach allem, was ich in den vergangenen Monaten kennenlernen durfte, ist das eine Perspektive.“

 


Kommentar schreiben

Kommentare: 0