Nach 50 Jahren Pause wird Mitte September die Gastrich-Brausebude wieder Erfrischungsgetränke anbieten.
Heute wurde die Gastrich-Brause-Bude offiziell an den künftigen Betreiber, die Lebenshilfe Bernburg übergeben. Einen großen Dank erhielt der Förderverein "Gastrichbude e.V." durch die Firma Köma aus Köthen, welche die Idee für den Bau einer Brausebude nach historischem Vorbild mit dem Geld den Spenden des Vereins umsetzte. Die Lebenshilfe Bernburg wird ab Mitte September hier Brause und Mitbringsel für Bürger und Touristen verkaufen.
Dank des Engagements des 83-jährigen Stadtratsmitgliedes Eberhard Balzer, der sich im Stadtrat Bernburg vehement für den Bau der Gastrich-Bude eingesetzt hat, kann nun ein Stück Vergangenheit, welche mit der Verstaatlichung der Gastrich-Buden im Jahr 1972 endete, wieder zum Leben erweckt werden.
Das Geld der eingesammelten Spenden hat für alles gereicht, betonte das Bauunternehmen Köma, auch wenn die Kosten von ursprünglich 15.000 Euro um das doppelte angestiegen sind. Die Geschichte begann eigentlich mit der Planung des Sachsen-Anhalt Tages 2015 in Köthen. Landrat a.D. Ulrich Gerstner hatte die Idee, die Geschichte von Bernburg-Köthen sichtbar zu machen.
Durch die Verbindung mit der 93-jährigen Ingeborg Gastrich, welche aus der ehemaligen Betreiberfamilie stammt, konnten die Probleme mit Namens- und Urheberrechte geklärt und schließlich übertragen werden. Damit war zumindest der rechtliche Schritt für die Planung geebnet. Zur Gestaltung dienten alte Fotos, bei welchen schon schnell klar war, das die Brause-Hütten, welche in den Jahren 1896 - 1972 die Bernburger und Köthener mit Erfrischungsgetränke versorgten, ursprünglich sowohl baulich, größenmäßig und farblich individuell gestaltet waren.
Schließlich wurde für den Sachsen-Anhalt-Tag 2015 eine mobile Gastrich-Bude gebaut, welche aus 64 Einzelteilen bestand und für die jeweils zwei Stunden für Auf- und Abbau benötigt wurden. 2016 kam schließlich eine Anfrage der Kulturstiftung, ob eine Hütte nach historischem Vorbild gebaut werden könne..., und tatsächlich beruht auf dieser Anfrage die Baugenehmigung.
Bereits im Jahr 1990 hatte Frau Gastrich beim damaligen Oberbürgermeister Helmut Rieche den Bau beantragt, dieser wurde damals durch den Stadtrat abgelehnt. Um rund 30 Jahre später nicht noch mal eine Ablehnung zu kassieren, hatte Stadtratsmitglied Eberhard Balzer nach einigen Anlaufschwierigkeiten, Stadtratmitglieder aus jeder Fraktion außer "DIE GRÜNEN" für das Projekt gewinnen können. Große Unterstützung erfuhr Balzer bei Wirtschaftsdezernent Holger Dittrich und der FDP Ortsverband Bernburg. Bei den Spenden auf freiwilliger Basis waren große Sprünge nicht vorgesehen, Spender waren vor allem kleine Betriebe und Einzelpersonen.
Auf Unverständnis stieß Balzer bei den Stadtratmitgliedern, welche sich aber so sehr für Bernburg einsetzen, denn von 40 Mitgliedern spendeten lediglich 10. Auch die großen ortsansässigen Betriebe wie die Serumwerk Bernburg AG oder Solvay Chemicals lehnten eine Unterstützung ab, so Balzer. Auch ein städtisches Spendenkonto einzurichten, wurde beispielsweise von der Stadtkämmerin und Oberbürgermeisterkandidatin Frau Dr. Ristow abgelehnt.
Dennoch, Ende gut, alles Gut. Mit rund zwei Jahren Verzögerung durch Corona war die Fertigstellung das Ziel. Und ganz nebenbei ergänzen sich die Bedürfnisanstalt und die Getränkebude, so Balzer. Damit endet auch die Leistung der ausführenden Firma Köma. Den Betrieb wird die Brause-Bude voraussichtlich Mitte September aufnehmen. Doponia Calbe wird dazu die passenden Limonaden in grün, rot und gelb liefern. Auch die 93 jährige Ingeborg Gastrich, welche aus der ehemaligen Betreiberfamilie stammt, freut sich über das Engagement Balzers, ein Stück Geschichte nach fast 50 Jahren wieder aufleben zu lassen.
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