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FDP-Vorstoß erfolgreich / „Junge Ärzte mit allen Mitteln im Land halten“

Eine bessere Bezahlung trägt dazu bei, dass junge Ärztinnen und Ärzte nicht zum Ende ihres Studiums abwandern, sondern an unseren Kliniken ihr Praktisches Jahr absolvieren und in Sachsen-Anhalt bleiben.


Die Universitätskliniken Halle und Magdeburg haben angekündigt, Medizinstudierenden im Praktischen Jahr (PJ) ab dem 1. April 2024 eine Aufwandsentschädigung in Höhe des aktuellen BAföG-Höchstsatzes zu zahlen. Konstantin Pott, gesundheitspolitischer Sprecher der FDP-Landtagsfraktion Sachsen-Anhalt begrüßt diesen Schritt.

 

Pott sagte am Mittwoch: „Wir hatten als FDP das Thema im Gesundheitsausschuss des Landtages auf die Tagesordnung gesetzt und die Forderung der jungen Medizinerinnen und Medziner unterstützt. Umso mehr begrüßen wir jetzt diese Entscheidung. Wir müssen Chancenland mit weltbesten Bildungsmöglichkeiten werden. Dazu gehören auch faire Bedingungen für den medizinischen Nachwuchs. Eine bessere Bezahlung trägt dazu bei, dass junge Ärztinnen und Ärzte nicht zum Ende ihres Studiums abwandern, sondern an unseren Kliniken ihr Praktisches Jahr absolvieren und in Sachsen-Anhalt bleiben. In Zeiten des Ärztemangels sind wir auf solche Möglichkeiten angewiesen und müssen mit allen Mitteln die Ärzte im Land halten.“

 

Der Landtagsabgeordnete sieht das Thema aber längst nicht als erledigt: „Im Praktischen Jahr werden Krankentage immer noch wie Urlaub behandeln, da krankheitsbedingte Fehltage auf die maximalen Fehltage von 30 angerechnet werden. Das sorgt dafür, dass Medizinstudierende im PJ im Zweifel krank in der Klinik arbeiten. Das finden wir nicht verantwortbar. Außerdem sollte die Vorbereitungszeit auf die abschließende Prüfung verlängert werden, was eine weitere Forderung der Studierenden ist, die sie auch auf Demonstrationen in Sachsen-Anhalt und ganz Deutschland vorgebracht haben", so Pott.

 

In Bernburg ist dies auch bei der Kinderversorgung sichtbar, was sagt Bernburg's Kinderärztin Frau Dr. med. Hüfner zu der aktuellen Situation?

 

Die Versorgung mit Kinderärzten ist schlecht geworden und wird nicht besser. Ich bin vor ein paar Wochen 61 Jahre geworden, ich weiß nicht, ob ich es schaffe, noch bis 66 zu arbeiten. Also habe ich maximal noch fünf Jahre Zeit für die Versorgung der Kinder, aber dann breche ich weg. In Bernburg bedeutet das, 4.500 Kinder zu versorgen. Hinzu kommt der Zulauf von Patienten mit Migrationshintergrund, die keinen Kinderarzt haben und vielleicht auch noch keine Krankenversicherung. In vielen Fällen wird ein Notarzt gerufen, dieser schreibt ein Notarztprotokoll und verweist die Kinder an mich.

 

Wenn meine Praxis offen ist, werden alle Kinder behandelt, doch mit den Notfällen ist das einfach nicht mehr zu schaffen. Deshalb habe sich die Daseinszeit mit Absicht verkürzt. Wenn ich 17 Uhr noch in meiner schicken neuen Praxis bin, fühle ich mich verpflichtet, auch die Kinder, die mit diesem Schein kommen, zu behandeln, doch das schaffe ich einfach nicht mehr.

 

Ich bin glücklich, dass es die Kinderklinik in Aschersleben noch gibt. Mit denen arbeite ich sehr eng zusammen. Die helfen mir auch immer, auch wenn sie die Klinik abgemeldet haben, wie das jetzt vorgestern der Fall war, haben sie mir geholfen mit einem Bett, damit ich die paar wenigen Patienten, die ich einweisen muss, bekomme. Und die machen auch alles für mich und ich wünsche mir, dass das so bleibt.

 

Was ist denn eigentlich aktuell das Problem?

 

Die Kassenärztliche Vereinigung und die Bundesvereinigung der Kassenärzte haben ja so einen Schlüssel ausgewiesen, wie viele Kinderärzte pro Einwohner und Kinder zugelassen sind. Und der Landkreis im nördlichen Teil ist ziemlich gut aufgestellt. Zwei Stellen wurde vom MVZ in Dessau ausgeschrieben. Die Bernburger Kinderärzte, die nicht nach besetzt werden konnten, sind nach Egeln und Wolmirstedt gegangen. Durch den Speckgürtel Magdeburg und Schönebeck stehen also niedergelassene Kinderärzte, die in der Statistik zählen, uns aber nichts nützen, also in unserem Kreis, wie Aschersleben, Staßfurt und Bernburg.

 

Sind wir als Stadt nicht attraktiv genug?

 

Durch die Autobahn an alle Großstädte sind wir eben nicht attraktiv genug. Für mich geht es nur mit einer Lenkung, also mit einer Gesetzesänderung. Wir zählen ja schon als ländliche Regionen. Ich habe mit einem Kollegen in Berlin gesprochen und gesagt, wenn sie jemanden kennen, der nach Bernburg kommt, alles geschenkt bekommt, nur von Dienstag bis Donnerstag arbeiten bräuchte, um selbst eine Entlastung zu haben, dann schicken Sie mir ihn. Antwort: Das können Sie vergessen, selbst in einem Ballonzentrum wie Berlin muss man dafür werben, junge Leute zu binden. Auch in Berlin werden 30 % der Praxen im Randbereich nicht mehr nach besetzt. Er sagt Zitat: Wenn sie keinen kennen, der den Stallgeruch von Sachsen Anhalt an sich hat, werden sie keinen Nachfolger finden!

 

Mit der Anbindung großer Unternehmen in Bernburg wird auch der Bedarf an kinderärztlicher Versorgung steigen, doch das kommt einfach in der Politik nicht an. Kinder haben keine Lobby, das wissen wir ja. Das steht ja jeden Tag in einer Zeitung, dass eben das Geld nicht für unsere Kinder, die uns tragen, unsere Zukunft sind, ausgegeben wird, sondern das Geld wird für andere Dinge ausgegeben und damit haben wir keine guten Karten.

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Kommentare: 1
  • #1

    BBGFighter (Freitag, 26 Januar 2024 08:23)

    ÄRZTE SIND NUR ANGESTELLTE DER PHARMA MAFIA!!!