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Handwerk von Corona-Politik gezeichnet Blick in die Zukunft mit viel Unsicherheit

Besonders im Handwerk für den persönlichen Bedarf, bei dem die Geschäfte im ersten Quartal hauptsächlich geschlossen waren, wird die Geschäftslage sehr schlecht beurteilt.


Die Konjunkturlage im Handwerk im Kammerbezirk Magdeburg ist weiterhin gezeichnet von den Auswirkungen der Corona-Krise, die sich im ersten Quartal unterschiedlich stark in den einzelnen Handwerksgruppen gezeigt haben. Der Geschäftsklimaindex liegt bei 78 Punkten und damit zwar etwas höher als im Vorjahr, aber deutlich unterhalb der Werte aus den Jahren davor. Die weiterhin eher verhaltenen Erwartungen für das sonst arbeitsreiche Sommerquartal bestätigen die Verunsicherung der Betriebe. Das ist das Ergebnis der Frühjahrskonjunktur-Umfrage der Handwerkskammer Magdeburg.

 

Besonders im Handwerk für den persönlichen Bedarf, bei dem die Geschäfte im ersten Quartal hauptsächlich geschlossen waren, wird die Geschäftslage sehr schlecht beurteilt. In den Bauhandwerken konnte zumeist gearbeitet werden – die aktuelle Lage wird vielfach mit gut bewertet. Hier sind es die sehr zurückhaltenden Erwartungen, die vermuten lassen, dass die Unternehmer mit viel Unsicherheit in die Zukunft blicken. Zu den coronabedingten Unsicherheiten kommen Lieferengpässe und sehr dynamische Preissteigerungen für Materialien und Rohstoffe. Im Kfz-Handwerk berichtet derzeit nur noch knapp ein Viertel von einer guten Lage und die Hälfte von einer schlechten – auch hier mussten die Verkaufsräume vorübergehend geschlossen werden, während das Werkstattgeschäft weitergeführt werden durfte. Hinzu kommen eine geringere Mobilität und Fahrzeugnutzung und die Kaufzurückhaltung der Kunden.

 

„Die Lage unserer Betriebe ist stark gezeichnet von einem Jahr Corona-Politik. Viele Inhaber mussten während der Schließungen auf Liquiditätsreserven zurückgreifen, die nun fehlen. Damit ein neuer Aufschwung gelingen kann, müssen die Unternehmen entlastet und von unnötiger Bürokratie befreit werden“, fordert Hagen Mauer, Präsident der Handwerkskammer Magdeburg. „Sollte es regional zu erneuten Schließungen kommen, werden einige Unternehmen mit Ladengeschäften ihre Türen für immer schließen. Viele kleine Geschäfte können nicht länger durchhalten“, so Hagen Mauer. Um die Unternehmen aus der Krise zu holen und der Konjunktur neuen Schwung zu verleihen, bedürfe es gezielter Nachfrage- und Investitionsimpulse, dazu zähle u.a. eine verstärkte Investition der öffentlichen Hand.

 

„Das Gegenteil scheint zu passieren: Unsere Betriebe fühlen sich zunehmend belastet von der Corona-Bürokratie, die durch geänderte Voraussetzungen bei Antragstellungen, Dokumentationspflichten und Einschränkungen der beruflichen Tätigkeiten entstehen. Die Maßnahmen verlieren zunehmend an Akzeptanz und sorgen für Unmut“, sagt Mauer.

 

Hinzu kommen die alten Herausforderungen: „Wie auch schon vor Corona ist der Bedarf der Unternehmen an Fachkräften - nicht nur im Bau - weiterhin hoch und wird mit dem Anlaufen der Konjunktur wieder anziehen. Wir können uns keine Generation Corona erlauben. Die Azubis, die heute nicht ausgebildet werden, fehlen morgen als Fachkräfte“, ergänzt Burghard Grupe, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer. Er appelliert, Berufsorientierung und Schülerpraktika zu ermöglichen, um Nachwuchs für das Handwerk gewinnen zu können. Um die berufliche Ausbildung langfristig zu stabilisieren, müsse die Politik schon jetzt weitere Weichen stellen. Ausbildungsbetriebe müssen auf der Kostenseite entlastet und die berufliche Bildung durch eine dem akademischen Bereich vergleichbare Förderung nachhaltig gestärkt werden.

 

Um möglichst schnell aus dem Ausnahmezustand zu kommen, fordern Mauer und Grupe, das Impftempo weiter zu beschleunigen und die Impfreihenfolge anzupassen, um auch bei systemrelevanten Berufsgruppen Sicherheit und Zuversicht zu schaffen.

 

Weitere Umfrageergebnisse:

 

Die aktuelle Lage spiegelt sich auch in der Beschäftigung wieder. Der Saldo aus Beschäftigungszuwachs und -abbau zeigt sich im Gesamthandwerk mit zwölf Punkten negativ. Es haben mehr Betriebe die Zahl der Beschäftigten reduziert (14 Prozent) als erhöht (2 Prozent). Auch die Erwartungen für das kommende Quartal, das sonst eher von einer Aufbruchsstimmung geprägt ist, sind sehr zurückhaltend. So erwartet zwar die Mehrheit von 88 Prozent, den Personalbestand konstant halten zu können, aber 7 Prozent rechnen mit einer Reduzierung.

 

Die Hälfte der befragten Betriebsinhaber gibt an, dass die Umsätze im ersten Quartal niedriger waren als im Vorquartal und nur jeder Vierte erwartet eine Steigerung der Umsätze im nächsten Quartal. Besonders drastisch zeigt sich der Umsatzrückgang im Handwerk für den persönlichen Bedarf, wo 86 Prozent einen Umsatzeinbruch verkraften müssen. Ein Drittel hofft auf eine Steigerung im nächsten Quartal – genauso viele halten einen weiteren Rückgang für wahrscheinlich.

 

Die Beurteilung der Preisentwicklung lässt darauf schließen, dass die Preise im Einkauf stark angezogen haben – das berichten 76 Prozent der Betriebe und im Bauhaupthandwerk sogar 87 Prozent. Besonders für Holz, Dämmmaterialien und einzelne Metalle sind die Preise in den vergangenen Monaten stark gestiegen.


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